Welt-Krankenschwesterverband besorgt über Abwerbungen in armen Ländern
Der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger (ICN) hat die reichen Staaten aufgerufen, auf die massenweise Abwerbung von Gesundheitspersonal in armen Staaten zu verzichten und stattdessen selbst in die Ausbildung zu investieren. Sieben bis acht reiche Staaten - allen voran Großbritannien, die USA und Kanada - seien verantwortlich für rund 80 Prozent der ins Ausland gehenden Krankenschwestern und Pfleger, erklärte die Organisation mit Sitz in Genf am Montag.
Derartige Massen-Abwerbungen vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern mit instabilem Gesundheitssystem seien kaum zu rechtfertigen. erklärte der Verband. Es gebe sehr Besorgnis erregende Fälle, sagte ICN-Generaldirektor Howard Catton. So gebe es beispielsweise Verhandlungen zwischen Großbritannien und Ghana, wonach London dem Land pro Pflegekraft 1000 Pfund (1140 Euro) zahlen wolle.
Dies trage "in keinster Weise den Ausbildungskosten für diese Krankenschwester Rechnung", kritisierte Catton. Auch der Verlust für das ghanaische Gesundheitssystem bleibe dabei unberücksichtigt. Auch mit Nepal hat London demnach ein derartiges Abkommen geschlossen - obwohl in Großbritannien 80 Pflegekräfte auf 10.000 Einwohner kommen und in Nepal nur 20. Damit würden Krankenschwestern und -Pfleger aus einem ohnehin schwachen System abgezogen, in der Folge könne an einzelnen Orten die Gesundheitsversorgung vollständig zusammenbrechen.
ICN-Präsidentin Pamela Cipriano zeigte sich "sehr besorgt" über die Praxis und mahnte die reichen Staaten, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein. Sie müssten dafür sorgen, dass sie ihren Bedarf an Pflegekräften durch Ausbildung im eigenen Land decken können.
Der 1899 gegründete ICN ist ein Bündnis von mehr als 130 Pflegeverbänden aus aller Welt, die rund 28 Millionen Krankenschwestern und Pfleger vertreten.
D. O'Sullivan--BTZ