US-Studie: China könnte "Krieg" gegen Luftverschmutzung gewinnen
China macht im Kampf gegen den Smog rasante Fortschritte: Einer Studie der Universität von Chicago zufolge gelang es dem Land binnen vier Jahren, die Feinstaub-Belastung der Luft um 32 Prozent zu senken. Sollten die Anstrengungen anhalten, könnte die Lebenserwartung verglichen zum Jahr 2013 um durchschnittlich 2,4 Jahre steigen, schreiben die Autoren in ihrer am Montag veröffentlichten Studie.
Angesichts des wachsenden Ärgers der Bevölkerung über die schlechte Luft besonders im Norden des Landes hatten die regierenden Kommunisten im Jahr 2013 einen ehrgeizigen Plan zum Abbau der Feinstaub-Belastung erlassen. 2014 erklärte Ministerpräsident Li Keqiang dann der Luftverschmutzung den "Krieg": Im gesamten Norden wurden Inspekteure in die Städte entsandt, um sicherzustellen, dass sie die neuen Umweltschutzstandards einhalten.
Zwar sei China als weltweit größter Umweltsünder noch weit davon entfernt, die nationalen und internationalen Luftqualitätsnormen einzuhalten, heißt es in der US-Studie. Doch wiesen die Daten darauf hin, dass das Land seinen Krieg gegen den Smog gewinnen könnte. Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler die täglichen Daten von 200 Messstationen im gesamten Land zwischen 2013 und 2017.
Chinas Leistung sei "beachtlich", sagte Studienleiter Michael Greenstone vom Institut für Energiepolitik am Dienstag nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG in einem aktuellen Interview. Er kenne kein anderes Land, das derart rasche Erfolge im Kampf gegen die Luftverschmutzung erzielt habe. "Diese vier Jahre haben deutlich gezeigt, dass sich Dinge ändern und auch rasch ändern können, wenn der politische Wille da ist".
Die teilweise drakonischen Maßnahmen fordern jedoch einen hohen sozialen Preis. Unter anderem ordneten die Behörden die Schließung tausender Fabriken in den urbanen Zentren des Landes an, die als besondere Dreckschleudern galten. Hunderttausende Wanderarbeiter wurden vertrieben.
Mehr als drei Millionen Haushalte rund um Peking wurden angewiesen, statt mit Kohle mit Gas oder Strom zu heizen - oftmals aber wurden die alten Heizkessel entfernt, bevor der umweltschonendere Ersatz eingebaut war. So sorgten im Dezember Schulen der Provinz Hebei für Schlagzeilen, weil die Kinder Unterricht im Freien erhielten und dabei Erfrierungen erlitten. Es stellte sich heraus, dass die neuen Heizsysteme noch nicht eingebaut und der Unterricht in der Wintersonne erträglicher war als in den kalten, feuchten Klassenräumen.
(S. Soerensen--BTZ)