Kultur: Aids-Drama "120 BPM" gewinnt César-Preis als bester Film
Großer Gewinner bei der Verleihung des französischen Filmpreises César ist ein Drama über den Kampf von Aids-Aktivisten in den frühen Neunzigerjahren: Der Film "120 BPM" erhielt am Freitagabend gleich sechs Césars - darunter auch den Preis in der besonders begehrten Kategorie als bester Film des Jahres. Nominiert war er in 13 Kategorien.
In dem Streifen stellt Regisseur Robin Campillo den Beginn der Aktivisten-Bewegung "Act Up" dar, die mit spektakulären öffentlichen Aktionen gegen Ausgrenzung von HIV-Infizierten und gegen Untätigkeit von Politik und Pharmaindustrie angesichts der tödlichen Epidemie protestierte. "120 BPM" hatte im vergangenen Jahr bereits den großen Preis beim Filmfestival von Cannes gewonnen. Damals sagte Regisseur Campillo in einem Interview: "Mit Act Up wollten die Kranken die Ächtung überwinden und die Krankheit sichtbarer machen, um die Politiker zur Verantwortung zu rufen."
Den César für den besten ausländischen Film erhielt der russische Beitrag "Loveless". In dem Streifen porträtiert Regisseur Andrej Swjaginzew ein vor der Scheidung stehendes Ehepaar in Moskau, dessen Sohn plötzlich verschwindet. Auch dieser Film war bereits beim Festival in Cannes ausgezeichnet worden. Er geht am Sonntag ins Rennen um einen Oscar.
Die diesjährige César-Verleihung stand im Zeichen der Me-too-Debatte um sexuelle Belästigung von Frauen. Viele Stars trugen als Zeichen der Solidarität eine weiße Schleife, unter ihnen Marion Cotillard und Penelope Cruz. "Die weiße Schleife ist unsere Art, Solidarität auszudrücken", sagte die französische Schauspielerin und Produzentin Julie Gayet.
Im Vorjahr hatten die César-Organisatoren scharfe Kritik auf sich gezogen, weil sie den Regisseur Roman Polanski zum Jury-Präsidenten machen wollten. Gegen Polanski werden seit langem Vergewaltigungsvorwürfe erhoben. Nach dem empörten Protest von Frauenrechtlerinnen verzichtete Polanski auf seine Mitwirkung.
(H. Müller--BTZ)