
Deutschland: Dauerfrost und Schnee auch in kommenden Tagen

Eine Kältewelle hat derzeit Deutschland und viele andere Länder Europas im Griff. Auch in den kommenden Tagen werden Dauerfrost und Schneefälle das Wetter hierzulande prägen, wie am Montag der Deutsche Wetterdienst in Offenbach prognostizierte. Als Folge von Schneeverwehungen und Glatteis gab es vor allem in Norddeutschland vermehrt Verkehrsunfälle. Europaweit bereitete vor allem die Lebensgefahr für Obdachlose durch die klirrende Kälte Sorgen.
Der Deutsche Wetterdienst erwartet bis zur Wochenmitte Temperaturen, die nachts gebietsweise auf bis zu minus 20 Grad Celsius sinken. Die gefühlten Temperaturen liegen aber auch in den kommenden Tagen mitunter weit unter den gemessenen. Während im Norden Deutschlands die Minustemperaturen im einstelligen Bereich bleiben sollen, wird es laut Prognosen in der Mitte und im Süden Deutschlands bis zu minus 16 Grad kalt, in den Gebirgsregionen sogar bis minus 20 Grad. Auf Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze, herrschten am Montag auch tagsüber bis zu minus 27 Grad.
Berlin schuf als Reaktion auf den Dauerfrost nach Angaben von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hundert weitere Notfallschlafplätze für Obdachlose. Die Kältehilfe sei derzeit zu gut 90 Prozent ausgelastet, sagte Breitenbach im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Insgesamt gebe es mit der Erhöhung 1200 Schlafplätze.
In Baden-Württemberg appellierte Sozialminister Manne Lucha (Grüne) an die Bürger, noch aufmerksamer auf obdachlose Menschen zu achten. Diese seien jetzt großen Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Aufmerksamkeit könne Leben retten, erklärte Lucha.
Bisher verlief der Dauerfrost in Deutschland relativ glimpflich. Vor allem im Norden und Osten erhöhte sich aber die Zahl der Verkehrsunfälle. Schneeverwehungen führten am Montag etwa in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu mehreren Unfällen. Im Raum Lübeck kam es nach Schneefällen mit rund 20 Zentimetern Neuschnee zu etwa hundert witterungsbedingten Unfällen, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch in Hamburg gab es vermehrt wetterbedingte Unfälle.
In allen Fällen verliefen die Unfälle aber weitgehend glimpflich. Am Sonntag hatte es auf der Autobahn 1 in Niedersachsen bei plötzlich einsetzendem Schneefall acht Verkehrsunfälle gegeben, es blieb auch dort bei Blechschäden.
Auch viele andere Länder sind derzeit von einem Wintereinbruch betroffen, weil eiskalte Luft aus Sibirien westwärts strömt. Der britische Wetterdienst erwartet die kälteste Woche im Vereinigten Königreich seit Jahren. Britische Medien gaben der Kältewelle den Namen "Beast of the East" (Biest des Osten).
In Rom lag am Montag erstmals seit sechs Jahren Schnee auf den Straßen. Die Schulen in der italienischen Hauptstadt blieben geschlossen. Mehrere Bahnhöfe wurden für Obdachlose geöffnet, um diesen einen Schutz vor der Kälte zu bieten. Auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb blieben zahlreiche Schulen aufgrund der Kälte geschlossen. In Polen kamen seit Freitagabend vier Menschen mutmaßlich wegen der Kälte ums Leben. In Goldap im Nordosten des Landes fielen die Temperaturen in der Nacht zum Montag auf minus 26,2 Grad. Auch in Litauen erfroren bei Temperaturen von bis zu minus 24 Grad in den vergangenen drei Tagen drei Menschen, wie die Nachrichtenagentur BNS berichtete.
In Valence im Südosten Frankreichs wurde am Sonntag die Leiche eines 35-jährigen Obdachlosen gefunden. Bereits am Freitag war ein 62-Jähriger in einer Hütte im Wald in der Nähe von Paris gestorben.
Im Brüsseler Stadtteil Etterbeek ordnete Bezirksbürgermeister Vincent de Wolf an, Obdachlose in Gewahrsam zu nehmen, wenn sie sich nicht freiwillig in Notunterkünfte begeben. Die derzeitige Kälte stelle ein "größeres Risiko" dar, und es liege in seiner Verantwortung, Todesfälle zu verhindern, sagte de Wolf.
(K. Petersen--BTZ)