Macron ruft zu "doppelter Wachsamkeit" an Weihnachten auf
Wegen weiter hoher Corona-Infektionszahlen hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Bürger seines Landes zu "doppelter Wachsamkeit" an Weihnachten aufgerufen. Zugleich verteidigte der Staatschef am Freitag den Beschluss seiner Regierung, die eigentlich ab kommenden Dienstag geplante Öffnung von Kinos, Theatern, Museen und Konzertsälen aufzuschieben. In der Silvesternacht soll es zudem eine Ausgangssperre geben.
"Genau in den Momenten, in denen man sich gehen lässt, verbreitet man das Virus", sagte Macron zu den Feiertagen. "Wir wären unverantwortlich, wenn wir alles öffnen würden", fügte der Staatschef mit Blick auf Kinos oder Theater hinzu, die nun noch bis mindestens 7. Januar geschlossen bleiben sollen - drei Wochen länger als ursprünglich geplant.
Grund sind die täglichen Neuinfektionszahlen in Frankreich. Sie stagnierten im Schnitt der vergangenen Woche bei über 10.000 - das ist das Doppelte des Werts, den Macron für Lockerungen zur Bedingung gemacht hatte. An zwei Tagen in dieser Woche wurden sogar jeweils rund 14.000 Fälle registriert.
Vor allem bei Kulturschaffenden ist die Wut auf die Regierung nun groß. Die Kultur werde "ein weiteres Mal geopfert", schrieb der bekannte Cellist Gautier Capuçon auf Twitter. Viele Künstler würden die Krise nicht überleben.
Auch die Betreiber der französischen Skigebiete sind wütend, da sie auf Anordnung aus Paris die Skilifte vorerst nicht öffnen dürfen. Bei einem Treffen stellte Premierminister Jean Castex nach Angaben von Teilnehmern nun eine Lockerung ab dem 7. Januar in Aussicht.
Ab dem kommenden Dienstag können die Franzosen aber dennoch ein wenig aufatmen: Sie können ihre Wohnungen dann erstmals seit anderthalb Monaten tagsüber wieder ohne triftigen Grund und Zeitbeschränkung verlassen und müssen dafür auch keine Bescheinigungen mehr ausfüllen.
Stattdessen tritt ab Dienstag eine Sperrstunde in Kraft, die von 20 Uhr bis sechs Uhr morgens dauern soll. Nur an Heiligabend dürfen sich die Menschen nach Angaben des Regierungschefs frei bewegen. "Wir sind noch nicht am Ende der zweiten Welle angekommen", betonte Castex.
Insbesondere für Silvester kündigte Innenminister Gérald Darmanin verschärfte Kontrollen an. Seit Inkrafttreten des strengen Lockdowns Ende Oktober hatte die Polizei nach seinen Angaben 285.000 Bußgelder verhängt. Bei Verstößen gegen die Corona-Auflagen werden in Frankreich 135 Euro fällig, im Wiederholungsfall sogar deutlich mehr.
Die nationale Gesundheitsbehörde warnte in ihrem Wochenbericht vor einem "erhöhten Risiko" eines Wiederanstiegs der Corona-Zahlen. Diese hatten sich durch den strikten Lockdown seit dem 30. Oktober deutlich verbessert: Die Zahl der Corona-Kranken auf den französischen Intensivstationen halbierte sich nahezu und sank laut Gesundheitsbehörde erstmals wieder unter die Marke von 3000. Das entspricht aber immer noch einer knapp 60-Prozentigen Auslastung mit Corona-Patienten. Macron hatte maximal 2500 bis 3000 Intensivpatienten als Zielwert für den 15. Dezember genannt.
Die Zahl der Todesfälle in Frankreich stieg seit dem Sommer dagegen massiv auf mehr als 56.000. Keine Hoffnung gibt es daher vorerst für Restaurants und andere Gaststätten, die als Infektionsherde gelten: Sie sollen mindestens bis zum 20. Januar geschlossen bleiben.
(P. Hansen--BTZ)