Zerstörung von Brasiliens Regenwald so stark wie seit zwölf Jahren nicht mehr
Die Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes hat weiter dramatisch zugenommen. Wie aus einer am Montag veröffentlichten Auswertung von Satellitenbildern der brasilianischen Weltraumbehörde Inpe hervorgeht, wurde innerhalb eines Jahres so viel Regenwald vernichtet wie zuletzt vor zwölf Jahren. Umweltorganisationen wie WWF und Greenpeace übten daher scharfe Kritik an Brasiliens rechtsextremen Staatschef Jair Bolsonaro und hoben die Bedeutung des Amazonas-Regenwaldes für das Weltklima hervor.
Inpe teilte mit, in den zwölf Monaten bis August seien insgesamt 11.088 Quadratkilometer Regenwald zerstört worden - eine Fläche größer als Jamaika. Demnach ist 9,5 Prozent mehr Regenwald als im Vorjahreszeitraum vernichtet worden, als bereits ein Rekordwert verzeichnet worden war.
Der Amazonas-Regenwald ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung - er gilt als "grüne Lunge" der Erde. Die Bäume können CO2 aufnehmen und speichern. Wenn sie jedoch abbrennen, absterben oder abgeholzt werden, gelangt das Treibhausgas wieder in die Atmosphäre. Unter dem seit Januar 2019 amtierenden Präsidenten Bolsonaro, der als notorischer Klimaskeptiker gilt, hat die Vernichtung des Regenwaldes in Brasilien dramatisch zugenommen.
Bolsonaros Politik sei "pures Gift für den Amazonas", kommentierte der Brasilien-Referent der Umweltorganisation WWF, Roberto Maldonado, die jüngsten Entwicklungen am Dienstag. "Bolsonaro verfolgt hier wirtschaftliche Interessen: Und solange die weltweite Nachfrage nach Futtermittelsoja und Rind steigt, werden auch weiter Wälder für Weideflächen weichen", fügte er hinzu. Auch Deutschland steht demnach als einer der Abnehmer dieser Waren in der Verantwortung.
"Die Vision der Bolsonaro-Regierung für die Entwicklung des Amazonas-Gebietes ist ein Rückschlag hin zu der ungezügelten Abholzung in der Vergangenheit", kritisierte Greenpeace-Sprecherin Cristiane Mazzetti. Die Brasilianische Klima-Beobachtungsstelle, ein Zusammenschluss aus Umweltorganisationen, erklärte, wegen der Zerstörung des Regenwades sei Brasilien "wahrscheinlich der einzige große Treibhausgasemittent", der trotz der Lähmung der Wirtschaft durch die Corona-Pandemie seinen Treibhausgasausstoß erhöht habe.
Umweltschützer warnen schon länger, dass 2020 das zerstörerischste Jahr für den größten Regenwald der Erde werden könnte. Sie machen dafür direkt die Politik Bolsonaros verantwortlich, dem sie eine Begünstigung illegaler Rodungen vorwerfen. Bolsonaro hatte schon im Wahlkampf angekündigt, das Amazonas-Gebiet stärker wirtschaftlich zu erschließen, und öffnete immer wieder Schutzgebiete für Landwirtschaft und Bergbau.
Auch der künftige US-Präsident Joe Biden hatte Bolsonaros Politik im Oktober scharf kritisiert. Er drohte Brasilien mit "erheblichen wirtschaftlichen Folgen", falls die Abholzung im Amazonasgebiet weiter voranschreite. Präsident Bolsonaro entgegnete, sein Land werde sich nicht unter Druck setzen lassen.
(T. Jones--BTZ)