Tatverdächtiger nach Tod von Polizist im Kölner Karneval freigelassen
Überraschende Wende im Fall des sogenannten S-Bahn-Schubsers von Köln: Wie BERLINER TAGESZEITUNG unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, ist der bisherige Tatverdächtige am Dienstag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Gegen ihn bestehe kein dringender Tatverdacht mehr. Nach neuen Erkenntnissen sei nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Geschehen auf dem Bahnsteig auch um eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände handeln könnte, also um einen tragischen Unfall.
Am Karnevalsfreitag war an der Kölner Haltestelle Chlodwigplatz ein Polizeibeamter bei einem Sturz vom Bahnsteig zwischen die Waggons einer anfahrenden Bahn geraten und überrollt worden. Der Polizist, der in Düsseldorf beim Landeskriminalamt (LKA) arbeitete, starb noch an der Unfallstelle.
Der nun freigelassene Mann, ein Rechtsanwalt, hatte sich noch am selben Abend nach dem Unglück als Zeuge bei der Polizei gemeldet. Einen Tag später wurde er als Beschuldigter festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ließ den Mann wegen Totschlags einem Haftrichter vorführen. Der schwächte den Vorwurf bereits auf fahrlässige Tötung ab, verhängte allerdings wegen Fluchtgefahr Untersuchungshaft gegen den 44-Jährigen.
Bei ihren Ermittlungen stützt sich die Polizei dem Bericht zufolge vor allem auf ein Überwachungsvideo der Kölner Verkehrsbetriebe. Darauf sei die entscheidende Szene an der Haltestelle zwar zu sehen, aber nicht besonders deutlich. Der Film soll demnach zumindest den Schluss zulassen, dass es sich auch um einen unabsichtlichen Zusammenstoß gehandelt haben könnte, durch dessen Folge der Polizist rückwärts auf die Gleise stürzte.
(F. Dumont--BTZ)