Meereisfläche in der Arktis schrumpft auf zweitgeringste Ausdehnung seit 1979
Die Eisfläche auf den Meeren rund um den Nordpol ist in diesem Sommer auf die zweitgeringste Ausdehnung seit dem Beginn satellitengestützter Beobachtung im Jahr 1979 geschrumpft. Sie belief sich Mitte September auf nur noch 3,8 Millionen Quadratkilometer, wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Donnerstag in Bremerhaven berichtete. Es war erst das zweite Mal, dass ein Minimum von unter vier Millionen Quadratkilometern gemessen wurde.
2012 war die Meereisbedeckung in der Arktis demnach bis auf 3,27 Millionen Quadratkilometer gefallen und hatte den aktuellen Wert damit noch einmal um rund 500.0000 Quadratkilometer unterboten. Nach Angaben des AWI sind die Gründe für den Rückgang in diesem Jahr "vielschichtig". Eine Rolle spielten dabei unter anderem die besonders hohen rekordverdächtigen Luft- und Wassertemperaturen, die 2020 in den Polarregionen der Nordhalbkugel vorherrschten.
Den Wissenschaftler zufolge setzte sich im Mai und Juni etwa eine ausgedehnte Warmluftzelle an der sibirischen Küste fest, was die Lufttemperatur um bis zu sechs Grad Celsius über den Langzeitmittelwert ansteigen ließ. Auch die Wassertemperatur der Meere rund um den Nordpol war deutlich erhöht. All dies habe dem Eis zugesetzt und dieses großflächig abschmelzen lassen, erklärten die Forscher.
Ein Faktor seien aber auch die Wellen- und Windverhältnisse vor der russischen Küste während des vergangenen Winters gewesen. So habe sich lediglich auffallend dünnes neues Eis gebildet, was im Frühjahr schnell wieder gebrochen sei. Insgesamt sei der starke sommerliche Rückgang der Eisfläche für die wissenschaftlichen Beobachter somit keine Überraschung gewesen, betonte das AWI.
AWI-Experten erstellen in jedem Jahr eine Bilanz der sommerlichen Eisschmelze in der Arktis, die bis in den September andauert. Sie stützen sich dabei auf Satellitendaten. Ab September fallen die Temperaturen in der Region rund um den Pol wieder unter null Grad.
(A. Bogdanow--BTZ)