Deutsche Angeklagte fehlen zu geplantem Auftakt von "Sommermärchen"-Prozess
Weil die drei deutschen Angeklagten unentschuldigt fehlten, ist in der Schweiz der Beginn des "Sommermärchen"-Prozesses um eine dubiose Millionenzahlung im Vorfeld der Fußball-WM 2006 in Deutschland verschoben worden. Die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie der frühere DFB-Generalsekretär Horst Schmidt erschienen am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur SID nicht zum geplanten Prozessauftakt vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona. Die Eröffnung des Hauptverfahrens wurde deshalb auf Mittwoch verschoben.
Die drei deutschen Angeklagten hätten trotz eingereichter Arztzeugnisse "unentschuldigt" gefehlt, sagte Richterin Sylvia Frei laut SID. Der vierte Angeklagte, der frühere Fifa-Generalsekretär Urs Linsi, erschien dagegen vor Gericht. Sollten auch am Mittwoch Angeklagte nicht erscheinen, soll der Prozess den Angaben zufolge in deren Abwesenheit stattfinden.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, die zuständigen Aufsichtsgremien über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro "arglistig irregeführt" zu haben. Die Summe war 2005 vom deutschen WM-Organisationskomitee (OK) über den Weltverband Fifa mit Sitz in Zürich mutmaßlich an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen worden. Laut Schweizer Strafgesetzbuch drohen dafür theoretisch eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.
In dem Verfahren drängt die Zeit: Die ominösen 6,7 Millionen Euro flossen am 27. April 2005. Da nach 15 Jahren die Verjährung eintritt, muss bis zum 27. April ein erstinstanzliches Urteil fallen. Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets bestritten.
Bereits im vergangenen Sommer hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen den damaligen OK-Chef Franz Beckenbauer, der eigentlich als die zentrale Figur im "Sommermärchen"-Skandal gilt, abgetrennt. Grund war der Gesundheitszustand Beckenbauers.
(C. Fournier--BTZ)