Früherer US-Turnerinnenarzt muss Lebenslang hinter Gitter
Der ehemalige Teamarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, wird den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Eine Richterin in Lansing im US-Bundesstaat Michigan verurteilte den 54-Jährigen, der über Jahre hinweg dutzende minderjährige Sportlerinnen sexuell missbraucht hatte, am Mittwoch zu einer Haftstrafe von 40 bis 175 Jahren.
Diese Verurteilung wegen Missbrauchs kommt zu einer früheren Haftstrafe von 60 Jahren hinzu, zu der Nassar im Dezember von einem anderen Gericht wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt worden war. "Ich habe gerade ihr Todesurteil unterzeichnet", sagte Richterin Rosemarie Aquilina in Lansing bei der Verkündung des Strafmaßes. "Sie verdienen es nicht, jemals wieder außerhalb eines Gefängnisses herumzulaufen."
Nassar hatte sich zuvor im Gerichtssaal bei seinen Opfern entschuldigt. "Meine Gefühle verblassen im Vergleich zu dem Schmerz, dem Trauma und der emotionalen Verwüstung, die Sie alle empfinden", sagte er. "Es gibt keine Worte, die beschreiben können, wie tiefgehend und umfassend ich das Geschehene bedauere."
Zu Nassars Opfern gehören die olympischen Goldmedaillengewinnerinnen Simone Biles, Gabby Douglas, McKayla Maroney und Aly Raisman ebenso wie dutzende Athletinnen an der Michigan State University, wo er gearbeitet hatte. Der Arzt wird von insgesamt mehr als 150 Frauen und Mädchen des Missbrauchs beschuldigt.
Gegenüber den Mädchen hatte er seine sexuellen Handlungen als Teil einer Untersuchung oder Behandlung dargestellt. Nassar war fast 30 Jahre lang der Mannschaftsarzt der US-Turnerinnen.
Der Skandal hat den Turnsport in den USA tief erschüttert. Verbandschef Steve Penny musste im März vergangenen Jahres zurücktreten. Ihm war vorgeworfen worden, die Behörden zu spät über die Missbrauchsvorwürfe gegen Nassar informiert zu haben. Das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) forderte am Mittwoch den gesamten Vorstand des US-Turnverbandes zum Rücktritt auf. Zugleich kündigte das USOC eine unabhängige Untersuchung des Skandals an. Dabei solle aufgeklärt werden, "wer was wusste und wann".
(L. Brown--BTZ)