Woody Allen wehrt sich gegen fragwürdige Missbrauchsvorwürfe
Der US-Kultregisseur Woody Allen hat erneut Vorwürfe zurückgewiesen, er habe vor Jahrzehnten seine minderjährige Adoptivtochter missbraucht. Der Familie seiner früheren Partnerin Mia Farrow warf der 82-Jährige in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung vor, sie nutze die derzeitige Bewegung gegen sexuelle Belästigung von Frauen in "zynischer" Weise aus, um die alten und "entkräfteten" Vorwürfe neu aufzuwärmen.
Allens Adoptivtochter Dylan Farrow, die heute 32 Jahre alt ist, hatte kurz zuvor in einem Fernsehinterview ihre Anschuldigungen bekräftigt. Sie sei als Siebenjährige von ihrem Vater missbraucht worden, sagte sie dem US-Sender CBS. Der sexuelle Angriff habe sich im August 1992 im Speicher des Hauses ihrer Mutter ereignet. "Er lügt, und er lügt seit so langem", sagte Dylan Farrow zu den Unschuldsbeteuerungen ihres Vaters. Während des Interviews brach sie in Tränen aus.
Die Adoptivtochter hatte bereits in den Jahren 2013 und 2014 in Interviews über den angeblichen Missbrauch berichtet. Erstmals war dieser Vorwurf in den neunziger Jahren im Zuge des erbitterten Sorgerechtsstreits zwischen Allen und Mia Farrow aufgekommen. Der Missbrauchsvorwurf schadete der Karriere des schon damals legendären Regisseurs jedoch nicht, sein Ruhm erreichte auch danach ständig neue Höhen.
Erst im Verlauf der aktuellen Debatte um die weitverbreiteteten sexuellen Übergriffe und Attacken im Filmgeschäft ist der vierfache Oscar-Preisträger unter starken Druck in seiner Branche geraten. Eine Reihe von Schauspielerinnen wie Greta Gerwig, Rebecca Hall, Ellen Page and Mira Sorvino bekundeten in den vergangenen Wochen Reue darüber, mit Allen zusammengearbeitet zu haben.
"Ich glaube Dylan," sagte auch die Oscar-Gewinnerin Natalie Portman in einer Interviewrunde. Rebecca Hall und Timothee Chalamet, die in Allens neuem Film "A Rainy Day in New York" mitspielen, haben angekündigt, dass sie ihre Gehälter für wohltätige Zwecke spenden wollen, darunter die Bewegung Times Up (Die Zeit ist um), die sich gegen Belästigung und Missbrauch von Frauen einsetzt.
Allens leiblicher Sohn Ronan Farrow hatte im Oktober mit einem Artikel in der "New York Times" zum Sturz des Hollywoodmoguls Harvey Weinstein beigetragen, dem angelastet wird, über Jahrzehnte hinweg Frauen missbraucht zu haben. Der Skandal um Weinstein hatte die aktuelle allgemeine Debatte um sexuelle Übergriffe und Gewalttaten ausgelöst.
Der Journalist Ronan Farrow unterstützt seit Jahren seine Schwester in ihren Missbrauchsvorwürfen gegen Allen. Dagegen steht der Bruder Moses Farrow auf der Seite seines Adoptivvaters. Allen berichtete am Donnerstag, Moses habe seine Mutter Mia Farrow dabei beobachtet, wie sie "Dylan unnachgiebig darin trainiert" habe, zu behaupten, dass ihr Vater ein "gefährlicher sexueller Gewalttäter" sei. Dies scheine gewirkt zu haben. "Traurigerweise bin ich mir sicher, dass Dylan wirklich glaubt, was sie sagt", erklärte der Regisseur.
Die Adoptivtochter sagte dagegen, ihre Mutter habe sie "nur ermutigt, die Wahrheit zu sagen". Sie sei von Mia Farrow "nie trainiert" worden. In dem Sorgerechtsstreit war ein New Yorker Richter 1994 zu dem Schluss gelangt, dass es keine klaren Beweise für die Missbrauchsvorwürfe gebe.
Die Trennung zwischen der Star-Schauspielerin Mia Farrow und Allen sorgte damals auch deshalb für Riesenwirbel, weil sie durch die die Affäre des Regisseurs mit Farrows Adoptivtochter Soon-Yi Previn ausgelöst worden war. Seine Beziehung zu Soon-Yi begann Allen, als er noch mit Farrow zusammen war. Später heiratete er die aus Südkorea stammende Frau. Sie sind bis heute zusammen und haben zwei gemeinsame Adoptivtöchter.
(L. Andersson--BTZ)