Wintersturm "Friederike" fegt über Deutschland - sechs Tote
Mit großer Wucht ist der Wintersturm "Friederike" über Deutschland gefegt und hat mindestens sechs Menschen getötet. Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr am Donnerstagnachmittag bundesweit komplett ein, nachdem bereits in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen keine Züge mehr fuhren. Die Feuerwehren fuhren hunderte Einsätze wegen umgestürzter Bäume, abgedeckter Dächer und herumfliegender Straßenschilder.
In niederrheinischen Emmerich wurde ein 59-Jähriger auf einem Campingplatz von einem umstürzenden Baum erschlagen. Ebenfalls in Nordrhein-Westfalen kam in Lippstadt im Kreis Soest ein 68-jähriger Mann ums Leben, als sein Transporter durch starke Sturmböen umkippte und im Gegenverkehr mit einem Lastwagen zusammenprallte. In Thüringen starb ein Feuerwehrmann während eines Sturmeinsatzes. Der 28-Jährige wurde nach Polizeiangaben in einem Waldstück bei Bad Salzungen von einem Baum erschlagen.
Es gab zudem zahlreiche Verletzte. In Ratingen wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum getroffen. Im Kreis Heinsberg wurden zwei Männer unter einem umstürzenden Baum eingeklemmt und schwer verletzt. Auf der Autobahn 555 bei Köln wurden zwei Menschen verletzt, als eine Sturmböe einen Lastwagen umkippte. In Köln wurde nach Polizeiangaben eine 48-jährige Autofahrerin schwer verletzt, als ein Baum auf ihren Wagen stürzte.
In vielen Städten riefen die Behörden die Menschen dazu auf, in Gebäuden zu bleiben. Wochenmärkte wurden abgesagt, Parks und Zoos geschlossen. In einigen Bundesländern fiel der Schulunterricht aus oder wurde früher beendet. Allein die Stadt Köln meldete bis zum Nachmittag mehr als 600 Sturmeinsätze.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts gab es Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von rund 130 Stundenkilometern, örtlich waren sie auch noch höher. Über den Brocken im Harz jagten Orkanböen mit Geschwindigkeiten bis zu 203 Stundenkilometern.
Die Deutsche Bahn stoppte am Vormittag zunächst den Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen sowie Teilen von Rheinland-Pfalz, dann auch in Niedersachsen. Am Nachmittag wurde der Fernverkehr dann bundesweit eingestellt. Fernverkehrszüge bleiben nach Konzernangaben in den Abfahrtsbahnhöfen stehen oder werden in Unterwegsbahnhöfen gestoppt. Vielerorts saßen zahlreiche gestrandete Passagiere an den Bahnhöfen fest. Teilweise wurden Hotelzüge bereit gestellt.
Mancherorts stürzten Bäume auf Oberleitungen und Straßen, vereinzelt kam es zu Stromausfällen. Der Flughafen Köln/Bonn unterbrach am Mittag für etwa anderthalb Stunden den Betrieb, es gab keine Starts und Landungen mehr. Am Flughafen Düsseldorf wurden nach Angaben des Betreibers etliche Flüge gestrichen. Auch an anderen deutschen Flughäfen gab es Streichungen, etwa weil Ankünfte aus den Niederlanden wegen des Unwetters ausfielen.
Auf vielen Straßen kam es zu Verkehrsbehinderungen. In Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Hessen mussten wegen umgestürzter Lastwagen mehrere Brücken und Autobahnabschnitte gesperrt werden.
Vor allem im Norden brachten die Ausläufer des Sturmtiefs auch viel Schnee. In Hamburg erlitt ein 17-Jähriger lebensgefährliche Verletzungen, als ein dicker Ast laut Polizei unter der Schneelast brach und ihn am Kopf traf. In Lübeck kam der Verkehr in der Innenstadt wegen des Schneefalls teilweise zum Erliegen.
Auch in den Nachbarländern sorgte "Friederike" für Chaos. Auf Gleisen und Straßen ging nichts mehr, der Flughafen Schiphol von Amsterdam strich vorübergehend alle Flüge, weil der Wetterdienst die höchste Alarmstufe ausrief. Zwei Männer kamen in den Niederlanden durch herabfallende Äste und umgestürzte Bäume ums Leben. Auch in Belgien starb eine Autofahrerin.
(A. Walsh--BTZ)