Betrug und Bestechung: Krankenkasse AOK fordert knapp 43 Millionen Euro zurück
Die Krankenkasse AOK hat in den beiden vergangenen Jahren knapp 43 Millionen Euro wegen kriminellen Fehlverhaltens im Gesundheitswesen zurückgefordert. Die Summe sei im Vergleich zum vorigen Berichtszeitraum 2021 und 2022 um etwa ein Fünftel oder 7,4 Millionen Euro gestiegen, teilte der AOK-Bundesverband am Dienstag in Berlin mit. Die Zählung erfasst erfolgreiche Rückforderungen von Schäden etwa durch Abrechnungsbetrug, Bestechung und Missbrauch von Krankenkassenkarten.
In den aktuellen beiden Berichtsjahren 2022 und 2023 erhielt die AOK demnach knapp elftausend Hinweise auf finanzielle Schäden durch Fehlverhalten, die Rückforderungsverfahren auslösten. Das waren etwa 14 Prozent mehr als im vorigen Berichtszeitraum für 2020 und 2021. Dazu kamen Bestandsfälle. 1100 Vorgänge wurden für weitere strafrechtlichen Ermittlungen an die Staatsanwaltschaften abgegeben, hieß es in dem neuen Fehlverhaltensbericht.
Die meisten Betrügereien gab es demnach erneut bei der häuslichen Pflege. In den Jahren 2022 und 2023 wurden der AOK rund 2770 neue Fälle in diesem Bereich gemeldet. "Die breite Medienberichterstattung über Betrugsfälle in der Pflege dürfte dazu beigetragen haben, dass Kassen, Angehörige, aber auch Beschäftigte aus der Pflege verstärkt auf Unregelmäßigkeiten achten", erklärte die Kovorsitzende des Aufsichtsrats der Kasse, Susanne Wagenmann.
Außerdem wurden laut AOK die in der Coronapandemie zeitweise ausgesetzten Abrechnungsprüfungen in der häuslichen Pflege wieder aufgenommen, was ebenfalls zu mehr Rückforderungen führte. Gemessen an den Fallzahlen folgte der Bereich der Arznei- und Verbandsmittelversorgung mit rund 1140 auf dem zweiten Platz. Dort stieg die Rückforderungssumme im Berichtsraum 2022 und 2023 auf einen Rekordwert von knapp 17 Millionen Euro. Grund war allerdings ein einzelner größerer Betrugsfall um einen Dienstleister aus Norddeutschland.
Im Bereich der häuslichen Pflege forderte die AOK im Berichtszeitraum rund 9,63 Millionen Euro erfolgreich zurück. Die Kasse forderte die Einrichtung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften zur besseren Bekämpfung von kriminellen Verhalten in der deutschen Gesundheits- und Pflegebranche. "Aufgrund der Komplexität des Gesundheitswesens und des Sozialversicherungsrechts sind die Ermittlungsverfahren in diesem Bereich eine absolute Spezialmaterie", teilte AOK-Koaufsichtsratschef Knut Lambertin mit. Wissen müsse gebündelt werden.
I. Johansson--BTZ