Mehr Sterbefälle durch Herzerkrankungen im Jahr 2015
Die Zahl der Sterbefälle durch Herzerkrankungen ist in Deutschland leicht gestiegen. Im Jahr 2015 starben insgesamt 221.511 Menschen an einem Herzinfarkt, an Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder anderen derartigen Erkrankungen, wie die Deutsche Herzstiftung am Mittwoch bei der Vorstellung ihres Herzberichts in Berlin mitteilte. 2014 waren es knapp 208.000 Todesfälle.
Seit Jahren sterben zudem deutlich mehr Frauen als Männer an Herzkrankheiten - 2015 waren es 117.518 Frauen und 103.993 Männer. Während viel mehr Frauen der Folge von Herzschwäche, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen erliegen, führt bei Männern ein Herzinfarkt häufiger zum Tod.
Bei Frauen liegt die Sterbeziffer, das sind die Todesfälle pro 100.000 Einwohner, bei Herzklappenerkrankungen um knapp 55 Prozent höher als bei Männern. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ist dieser Unterschied "unerwartet groß". Auch die deutlich höhere Sterbeziffer von Frauen bei Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche sei kaum zu erklären.
Thomas Meinertz, Vorstandschef der Deutschen Herzstiftung, forderte, mögliche geschlechtsspezifische Besonderheiten etwa bei der Wirkung von Herzmedikamenten, anatomische Unterschiede an Herz und Gefäßen sowie die unterschiedliche Symptomatik von Herzkrankheiten zu berücksichtigen, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.
Herzkrankheiten sind in Deutschland Todesursache Nummer eins. Insgesamt verursachten koronare Herzkrankheiten, das sind die Grunderkrankungen des Herzinfarkts, 2015 rund 128.230 Sterbefälle - nach 121.166 im Jahr davor. Gestiegen ist 2015 auch die Zahl der Todesfälle durch Herzschwäche - auf rund 47.400 nach etwa 44.500 im Vorjahr.
Meinertz sieht weiterhin einen erhöhten Aufklärungsbedarf. Viele Klinikeinweisungen und Sterbefälle durch Herzkrankheiten könnten durch verbessertes Wissen über die Symptome, richtiges Notfallverhalten und Vorsorgemaßnahmen wie frühzeitige Blutdruckmessung vermieden werden.
Zwar starben beispielsweise im Jahr 1990 noch mehr als 85.600 Menschen an einem Herzinfarkt, während dies zuletzt noch rund 49.000 waren. Grund dafür sind dem Herzbericht zufolge neben der sinkenden Raucherzahl und Verbesserungen der Diagnostik und Therapien auch eine Optimierung der Abläufe in den Kliniken. Dies dürfe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verbreitung der Herzkrankheiten nicht im gleichen Ausmaß abgenommen habe, warnte Meinertz.
Die Gesundheitspolitik in Deutschland müsse daher noch viel stärker in die Prävention investieren, um der Entstehung von Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen bereits im Kindesalter gegenzusteuern.
Zum Teil starke Unterschiede in der Sterblichkeit gibt es nach wie vor unter den Bundesländern. Die meisten Herzinfarkttoten beklagt weiterhin Sachsen-Anhalt mit 82 Gestorbenen pro 100.000 Einwohnern, gefolgt von Brandenburg mit 83 und Thüringen mit 69.
Die niedrigsten Sterberaten bei Herzinfarkten haben Schleswig-Holstein mit 42 Toten pro 100.000, Hamburg mit 46 und Nordrhein-Westfalen mit 49. Die Bundesländer mit der geringsten Versorgungsdichte mit Kardiologen weisen zugleich eine überdurchschnittlich hohe Infarktsterblichkeit auf.
In Sachsen-Anhalt wird seit einiger Zeit ein Herzinfarktregister aufgebaut, das den Ursachen der überdurchschnittlich hohen Sterblichkeit auf den Grund gehen soll. Als Risikofaktoren für tödliche Herzinfarkte gelten neben dem Ärztemangel auch eine hohe Raucherzahl und ungünstige soziale Bedingungen.
(H. Müller--BTZ)