Ernst August junior verzichtet vorerst auf Verkauf von Welfenschloss
Wegen des Familienstreits um die Zukunft von Schloss Marienburg verzichtet Erbprinz Ernst August junior vorerst auf den Verkauf an das Land Niedersachsen. Er habe sich "nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, so lange Eigentümer der Marienburg zu bleiben, bis eine für alle Parteien rechtssichere und gangbare, abschließende Lösung umsetzungsreif ist", teilte der Herzog zu Braunschweig und Lüneburg am Montag mit.
Es bleibe jedoch sein Ziel, das Schloss samt Inventar "so bald wie möglich" in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen. Dazu stehe er mit der Landesregierung weiter in "einem engen Austausch", hieß es in der in Pattensen veröffentlichten Erklärung des Welfenprinzen.
Innerhalb der berühmten Adelsfamilie gibt es einen Streit über die Zukunftspläne für die renovierungsbedürftige und im Unterhalt teure Marienburg. Ernst August junior wollte das Welfenschloss für den symbolischen Preis von einem Euro an das Land verkaufen, sein Vater Ernst August von Hannover lehnt dies allerdings vehement ab.
Ernst August senior zieht in Zweifel, dass sein Sohn zu einem Verkauf an das Land berechtigt ist. Er verweist auf die Schenkungs- und Erbverträge, die beide 2004 bei der Übergabe der Familiengeschäfte schlossen.
Ernst August junior möchte nach eigenen Angaben eine tragfähige Lösung für den teuren Unterhalt des Schlosses finden. Die Einwände seines Vaters gegen seine Pläne wies er am Montag zurück. "Sie entbehren aus meiner Sicht jeder Grundlage und dürfen zeitnahen Schritten zum Erhalt der Marienburg und ihrer Arbeitsplätze nicht im Wege stehen", erklärte er. Der geplante Betreiberwechsel für den Gastronomie- und Besichtigungsbetrieb werde deshalb auch vollzogen.
Die Marienburg ist die alte Sommerresidenz des Fürstenhauses der Welfen. Das zwischen 1858 und 1867 im neugotischen Stil errichtete Schloss liegt etwa 20 Kilometer südlich von Hannover und ist samt Einrichtung in nahezu authentischer Form erhalten. Es dient heute als Ausflugsziel.
Die Welfen bezeichnen sich selbst als das älteste Fürstengeschlecht Europas. Zu ihnen gehörte im zwölften Jahrhundert bereits der berühmte Herzog Heinrich der Löwe. Im 18. und 19. Jahrhundert regierten die Welfen in Personalunion zugleich auch das Königreich Großbritannien.
(F. Dumont--BTZ)