Film über häusliche Gewalt großer Sieger bei César-Verleihung in Paris
Ein Drama über häusliche Gewalt und den zu einem Thriller ausartenden Sorgerechtsstreit eines geschiedenen Paars hat bei der César-Verleihung in Paris abgeräumt: "Eine Familie in Auflösung" ("Jusquà la garde") erhielt bei der Gala am Freitagabend gleich vier der begehrten "französischen Oscars" - darunter als bester Film, für die beste weibliche Hauptrolle und das beste Drehbuch.
"Als wir 2016 den Film drehten, wurden 123 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet", sagte Regisseur Xavier Legrand bei der Entgegennahme des Preises. Seit dem 1. Januar seien bereits 25 Frauen in Frankreich getötet worden, was bedeute, dass statt alle drei Tage inzwischen alle zwei Tage eine Frau häuslicher Gewalt zum Opfer falle, fügte er hinzu.
Hauptdarstellerin Léa Drucker sagte in ihrer Dankesrede, sie wolle ihren Preis "allen Miriams" widmen, allen Frauen, für die häusliche Gewalt keine Fiktion, sondern tragische Realität sei. In dem Film verkörpert Drucker die Mutter Miriam, eine mutige, aber zerbrechliche Frau, die versucht, sich nach der Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann ein neues Leben aufzubauen und gleichzeitig ihren Sohn vor seinem Vater zu schützen.
Für die beste Regie ausgezeichnet wurde Jacques Audiard für seinen Western "The Sisters Brothers". Der erste vollständig auf Englisch gedrehte Film des mehrfachen César-Preisträgers erhielt noch drei weitere Preise, darunter für die beste Ausstattung. Der César für die beste männliche Hauptrolle ging an den Schauspieler, Theaterregisseur und Komiker Alex Lutz, der auch das Drehbuch zu der Tragikomödie "Guy" um einen alternden Sänger und Varieté-Künstler schrieb.
Enttäuschend endete die Gala hingegen für den großen Favoriten "Ein Becken voller Männer" ("Le Grand Bain"): Gilles Lellouches Komödie um eine Gruppe mittelalter Männer, die sich im Synchronschwimmen versuchen, erhielt nur einen César für die beste männliche Nebenrolle für Philippe Katerine.
Die wichtigsten französischen Filmpreise werden jedes Jahr seit 1976 von der Académie des Arts et Techniques du Cinéma verliehen. Einen Ehren-César erhielt dieses Jahr Hollywood-Star Robert Redford. In seiner Dankesrede erinnerte der 82-Jährige an seine ersten Besuche in Frankreich.
(L. Solowjow--BTZ)