Drogenboss "El Chapo" will Prozess in den USA neu aufrollen lassen
Nach der Verurteilung des mexikanischen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán in den USA will sein Anwalt den Prozess neu aufrollen lassen. Er begründete seine Forderung am Freitag damit, dass mehrere der Geschworenen gegen Vorschriften verstoßen haben sollen. Das Internetportal Vice News hatte am Mittwoch ein Interview mit einem Mitglied der Jury veröffentlicht, das behauptete, mehrere Geschworene hätten verbotenerweise die Berichterstattung über den Prozess verfolgt und sich im Internet darüber informiert.
"El Chapo" Guzmán war am 12. Februar nach einem dreimonatigen Mammutverfahren in New York verurteilt worden. Die Geschworenen befanden Guzmán in sämtlichen Anklagepunkten für schuldig. Laut Klageschrift soll das Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Das Strafmaß soll am 25. Juni verkündet werden, Guzmán droht lebenslange Haft.
"Herr Guzmán beabsichtigt, einen Antrag für einen neuen Prozess auf der Grundlage der Enthüllungen in dem Artikel zu stellen", schrieb Guzmáns Anwalt Eduardo Balarezo nun an den Richter Brian Cogan. Guzmán fordert demnach zudem eine Anhörung, um das mutmaßliche Fehlverhalten der Geschworenen aufzuklären.
Das interviewte Jury-Mitglied hatte in dem Bericht weder seinen Namen noch sein Geschlecht genannt. Unklar ist auch, ob es sich um einen der zwölf Geschworenen handelte, die an den Urteilsberatungen beteiligt waren, oder um einen der sechs Ersatzkandidaten.
Normalerweise muss ein Antrag für eine Wiederaufnahme eines Verfahrens 14 Tage nach dem Urteil gestellt werden. Balarezo forderte aber in seinem Schreiben, die Frist um 30 Tage zu verlängern.
(M. Taylor--BTZ)