Prozess um gefälschte Rodin-Skulpturen in Paris
"Der Denker", "Der Kuss", "Die Hand Gottes": In Paris hat ein Prozess um gefälschte Skulpturen des französischen Künstlers Auguste Rodin begonnen. Vor dem Berufungsgericht müssen sich seit Dienstagabend Vertreter der italienischen Gesellschaft Gruppo mondiale verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, hunderte Kopien bekannter Rodin-Werke an Museen und Sammlungen verkauft zu haben. Das Pikante: Die Fälschungen wurden mit Original-Gussformen des Bildhauers angefertigt.
Als einziger von vier Angeklagten erschien der US-Bürger Gary Snell vor Gericht, der die Gesellschaft bis zu ihrer Auflösung betrieben hatte. Sie hatte ihre Geschäfte einstellen müssen, nachdem das Pariser Rodin-Museum 2001 Anzeige erstattet hatte. Snell muss sich wegen Fälschung und betrügerischer Geschäftspraktiken verantworten.
Im Jahr 1916 hatte Rodin seine Werke dem französischen Staat vermacht. Aus der Sammlung entstand das Rodin-Museum, das in Frankreich exklusiv für den Erhalt der Werke verantwortlich ist. Allerdings erhielt das Museum nicht die Original-Gussformen: Diese wurden von Rodins Gießerei verkauft und gelangten in den Besitz der Gruppo mondiale. Sie fertigte Reproduktionen, die als "Originale" in Venedig, Genf, Toronto und anderen Orten ausgestellt wurden.
Insgesamt sollen die Fälscher rund 1700 Reproduktionen von gut 50 Werken Rodins angefertigt und damit 60 Millionen Euro erwirtschaftet haben. In erster Instanz hatte sich das Pariser Strafgericht für nicht zuständig erklärt, da die Exponate nicht auf französischem Staatsgebiet ausgestellt wurden.
(S. Soerensen--BTZ)