US-Regierung wertet Schuldspruch gegen "El Chapo" als großen Erfolg
Die US-Regierung sieht in der Verurteilung des mexikanischen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán einen wichtigen Sieg im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Der Fall habe "die außergewöhnliche Reichweite der US-Regierung demonstriert, unsere Beharrlichkeit und unser Engagement, Bosse wie Guzmán zu verfolgen", erklärte der amtierende Justizminister Matthew Whitaker am Dienstag (Ortszeit).
Der frühere Leiter für internationale Einsätze der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA, Mike Vigil, sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview, der Schuldspruch gegen Guzmán sei "ein enormer Sieg für den Rechtsstaat, für Mexiko, die USA und andere Länder, die Opfer des Sinaloa-Kartells gewesen sind".
"El Chapo" sei "der weltgrößte Drogenboss aller Zeiten" gewesen. Er habe alle anderen Drogenbarone "übertroffen, Pablo Escobar eingeschlossen", fügte Vigil mit Blick auf den berüchtigten früheren Chef des kolumbianischen Medellín-Kartells hinzu. Dessen Auslieferung hatten die US-Behörden nicht erwirken können.
Nach dreimonatiger Verhandlung vor einem New Yorker Gericht hatte ein Geschworenengremium Guzmán am Dienstag wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche in allen zehn Anklagepunkten schuldig gesprochen. Dies bedeutet lebenslange Haft für den 61-jährigen Mexikaner. Seine Verteidiger kündigten allerdings Berufung gegen das Urteil an. Sie argumentieren, ihr Mandant solle als "Sündenbock" herhalten. Der eigentliche Kopf des Sinaloa-Kartells sei Ismael "El Mayo" Zambada, der immer noch nicht gefasst wurde.
Laut Klageschrift soll das Sinaloa-Kartell unter "El Chapos" Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Der von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitete Prozess gegen "El Chapo" hatte Anfang November begonnen. Während des Verfahrens ließ die Staatsanwaltschaft mehr als 50 Zeugen vorladen. Außerdem bot sie hunderte Dokumente und Dutzende abgehörte Telefonate auf.
Guzmán war im Januar 2017 von Mexiko an die USA ausgeliefert worden, nachdem ihm zwei Mal auf spektakuläre Weise die Flucht aus mexikanischen Gefängnissen gelungen war. Das Strafmaß gegen ihn soll am 25. Juni offiziell verkündet werden. Zum Verbüßen seiner Strafe wird er möglicherweise in ein Gefängnis im US-Bundesstaat Colorado verlegt, das wegen der nahegelegenen Rocky Mountains den Beinamen "Alcatraz der Rockies" hat und als eine der sichersten Haftanstalten der Vereinigten Staaten gilt.
(B. Semjonow--BTZ)