Erstes Teilstück der eingestürzten Morandi-Brücke in Genua demontiert
Sechs Monate nach dem folgenschweren Teileinsturz der Morandi-Brücke in Genua ist bei den Abrissarbeiten ein erstes Teilstück des Bauwerks demontiert worden. Das 36 Meter lange und 18 Meter breite Brückenstück war seit Freitag abgetrennt worden, auch in der Nacht wurde weiter gearbeitet. Bis Samstagabend konnte das knapp tausend Tonnen schwere Teilstück schließlich langsam hinabgelassen werden.
Das Teilstück die 48 Meter bis zum Boden hinabzulassen, dauerte etwa zehn Stunden. Pro Stunde konnten nur fünf Meter zurückgelegt werden, am Nachmittag musste das Tempo wegen Windes weiter gedrosselt werden. Das Teilstück soll nun als Gegengewicht für die Demontage der restlichen Brückenfahrbahn genutzt werden, bevor schließlich die Brückenpfeiler gesprengt werden können.
Der gesamte Abriss der Autobahnbrücke dürfte mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen. Rund 60 Arbeiter werden Tag und Nacht auf der Baustelle im Einsatz sein. Die italienische Regierung hat zugesagt, dass die neue Stahlbetonbrücke, die der aus Genua stammende Star-Architekt Renzo Piano gratis entwirft, bis April 2020 in Betrieb genommen werden kann.
Die viel befahrene, fast 1200 Meter Morandi-Brücke war am 14. August auf einer Länge von 200 Metern eingestürzt. 43 Menschen kamen ums Leben, darunter vier Kinder. Dutzende Menschen wurden verletzt und zahlreiche Anwohner mussten in der Folge ihre Häuser räumen.
Experten hatten nach dem Unglück erklärt, der Einsturz sei wegen der vielen baulichen Mängel an der Spannbetonbrücke vorhersehbar gewesen. Die italienische Justiz ermittelt in dem Fall gegen eine Reihe von Beschuldigten und gegen die Betreiberfirma Autostrade per lItalia (Aspi).
Mit geschätzten Kosten von gut 200 Millionen Euro wird die neue Brücke eine der teuersten in ganz Europa. Architekt Piano versprach, das neue Bauwerk werde "tausend Jahre halten". Pianos Entwurf sieht eine weiß gestrichene Stahlkonstruktion vor, welche die Hafenstadt überspannt. 43 Lichtsäulen sollen an die Opfer des Unglücks erinnern.
(T. Jones--BTZ)