Frankreichs ESC-Kandidat Bilal Hassani wegen Israel-Kritik unter Druck
Frankreichs Kandidat für den European Song Contest (ESC), Bilal Hassani, ist stark unter Druck geraten: Nicht nur wird der 19-Jährige wegen seiner Homosexualität offen angefeindet - nun fordert ein konservativer Politiker, den Franzosen mit marokkanischen Wurzeln vom Wettbewerb zu disqualifizieren, weil er in einem Video islamistische Attentate "verharmlost" habe. Auch ein Israel-kritischer Tweet macht Hassani zu schaffen. Israel richtet in diesem Jahr den ESC in Tel Aviv aus.
Unter dem Motto "Nein zur Verharmlosung des Terrorismus" rief der französische Senator Henri Leroy die ESC-Jury auf, Hassani vom Wettbewerb auszuschließen. Er beruft sich auf ein Video, in dem der junge Mann auf der Straße tanzt und singt "Frankreich hat viel gelitten - Attentate hier, Attentate da".
Hassani sagte der Zeitung "Le Parisien" vom Montag, das Video sei in einem "verrückten Moment" nach dem Sieg Frankreichs bei der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Juli entstanden. Es drücke Erleichterung aus, nicht aber Unterstützung für die Islamisten, die seit 2015 in Frankreich mehr als 250 Menschen töteten.
Zudem habe er einen Israel-kritischen Tweet aus dem Jahr 2014 nicht selbst verfasst, erklärte der Sänger weiter. Darin werden Israel "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vorgeworfen. Dies sei nicht seine Meinung, betonte Hassani. Er sei zum fraglichen Zeitpunkt "jung und dumm" gewesen und habe das Passwort zu seinem Twitterkonto mit rund zehn anderen Menschen geteilt.
Der 19-Jährige sieht sich massiven Anfeindungen ausgesetzt, seit er mit seiner Toleranz-Hymne "Roi" (König) vor gut einer Woche den ESC-Vorentscheid gewonnen hatte. Er hat Anzeige gegen Unbekannt wegen "Beleidigung, Aufruf zum Hass und zur Gewalt sowie wegen homophober Drohungen" erstattet.
(F. Burkhard--BTZ)