Behörden erlauben Abschuss von "Problemwolf" in Schleswig-Holstein
Die Behörden in Schleswig-Holstein haben den Abschuss eines sogenannten Problemwolfs genehmigt. Wie das Umweltministerium in Kiel mitteilte, erteilte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) dafür am Donnerstag ausnahmsweise die Genehmigung. Untersuchungen hatten zuvor ergeben, dass das Tier mindestens sechs Schafe gerissen hatte, obwohl sich diese hinter speziellen Schutzzäunen aufhielten. Europaweit sind Wölfe strengstens geschützt und dürfen nur ausnahmsweise gejagt werden.
Der fragliche Wolf hatte in den zurückliegenden acht Wochen im Kreis Pinneberg vermutlich acht Schafe gerissen, in sechs Fällen wurde er bereits durch DNA-Analysen zweifelsfrei als Verursacher identifiziert. Da das Tier mit der Kennung GW924m eigens für die Wolfsabwehr konstruierte Zäune überwand, stufen die Behörden ihn als Problemfall ein. Das Umweltministerium hatte den Antrag auf Abschuss selbst gestellt.
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) verwies am Donnerstag auf die drohenden "erheblichen wirtschaftlichen Schäden" und die "Gefahr, dass der Wolf sein Verhalten an Nachkommen weitergibt und damit die Risszahlen trotz umfassender Herdenschutzmaßnahmen deutlich steigen". Das bedrohe auch die "Akzeptanz des Wolfes und den Artenschutz". Der Abschuss des Tieres sei daher nach umfassender Prüfung unumgänglich.
Die in Deutschland zwischenzeitlich ausgerotteten Raubtiere breiten sich hierzulande seit knapp 20 Jahren wieder aus. Inzwischen sind bundesweit mehr als 70 Rudel sowie 30 Paare und drei Einzeltiere nachgewiesen. Die meisten leben im Osten Deutschlands. Gegen die Präsenz der Wölfe machen vor allem Nutztierhalter seit Jahren mobil.
In Schleswig-Holstein wurde nach Behördenangaben erstmals 2007 wieder ein Wolf nachgewiesen. Demnach halten sich dort einzelne Tiere auf, die sich mutmaßlich auf Wanderung befinden. Von Rudeln ist nichts bekannt.
Ein Verjagen oder Einfangen des "Problemwolfs" ist nach Angaben des Ministeriums nicht praktikabel. Die Jagd werde nun von Experten unter Beteiligung des Landesjagdverbandes geplant. Es handle sich um eine komplizierte Aufgabe, deren Erfolg nicht garantiert sei. Dass versehentlich ein anderer Wolf erlegt werden könnte, schlossen die Behörden aus. Es gebe keinen Nachweis für weitere Artgenossen in dem Gebiet.
(M. Taylor--BTZ)