Bundesregierung will Krebsforschung und Prävention massiv vorantreiben
Kampfansage gegen den Krebs: Deutschland will die Krebsforschung vorantreiben und die Prävention stärken. "Wir wollen Krebs besser verstehen, wir wollen Krebs verhindern, und wir wollen Krebs heilen", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag in Berlin zum Start der "Nationalen Dekade gegen Krebs". Patienten sollen künftig vor allem schneller von neuen Forschungsergebnissen profitieren. Bislang dauert es oftmals mehrere Jahre, bis vielversprechende Therapien bei den Betroffen ankommen.
Fast 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs, rund 220.000 sterben daran. Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen damit die zweithäufigste Todesursache. Experten erwarten, dass die Neuerkrankungen bis 2030 vor allem aufgrund der älter werdenden Bevölkerung auf 600.000 im Jahr steigen werden.
"Wir wollen diesem Schicksal die Stirn bieten", sagte Karliczek. Dafür sollten Forscher, Ärzte, Patienten und Angehörige enger vernetzt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschrieb das ambitionierte Ziel mit den Worten: "Andere fliegen zum Mond, wir wollen den Krebs besiegen." Zwar seien die Überlebenschancen bei Krebserkrankungen gestiegen. Es gehe aber darum, die Kräfte noch mehr zu bündeln. "Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein, ist es aber noch zu oft", sagte der Minister.
In einem ersten Schritt fördert das Bundesforschungsministerium in den kommenden Jahren praxisverändernde klinische Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen mit bis zu 62 Millionen Euro. Es geht dabei darum, Therapien zu vergleichen, damit sich die wirksamste Behandlung durchsetzen kann. Zudem sollen im Laufe der Dekade bis zu acht weitere nationale Tumorzentren aufgebaut werden, um die Zusammenarbeit von Forschung und Ärzten zu stärken.
Noch größeres Augenmerk soll künftig auf die Prävention und die Früherkennung gelegt werden. Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) haben ermittelt, dass in Deutschland mindestens 37 Prozent aller Krebsneuerkrankungen auf das Konto von vermeidbaren Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht gehen. Werden zusätzlich Früherkennungsuntersuchungen etwa gegen Darmkrebs berücksichtigt, so wäre sogar die Hälfte aller Krebsfälle vermeidbar.
"Ein früh erkannter Tumor kann sehr häufig geheilt werden", sagte Michael Baumann, Vorstandschef des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ziel der Prävention sei es, mittelfristig die Zahl der Krebsneuerkrankungen zu senken. Dies sei heute bereits durch einen gesunden Lebensstil und Impfungen gegen Humane Papillomaviren (HPV) möglich, die unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Impfungen auch gegen andere krebsauslösende Viren und Bakterien zu entwickeln, sei ein Ziel der weiteren Forschung. Ein Ansatz seien auch mögliche Medikamente gegen chronische Entzündungen, die ebenfalls stark mit einem späteren Krebsrisiko verbunden sind. Die "Nationale Dekade gegen Krebs" wertete Baumann als "starkes Signal".
(O. Petrow--BTZ)