Chinesische Wissenschaftler schaffen fünf Klone von genmanipuliertem Affen
Chinesische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben fünf Klone von einem genetisch manipulierten Affen geschaffen, um damit die Erforschung psychischer Krankheiten voranzubringen. Wie die Forscher am Donnerstag im chinesischen englischsprachigen Fachblatt "National Science Review" in zwei Studien schilderten, schufen sie zunächst einen Makaken mit einem Gendefekt, der eine Schlafstörung verursacht. Von diesem Tier schufen sie dann fünf erbgutgleiche Klone, die in den vergangenen sechs Monaten zur Welt gekommen seien.
Die genetisch identischen Affen leiden den Angaben zufolge unter einer Störung ihres sogenannten circadianen Rhythmus, so dass ihre innere Uhr nicht dem normalen Schlafrhythmus folgt. Diese Störung kann wiederum psychische Probleme nach sich ziehen. Die fünf geklonten Makaken leiden den Wissenschaftlern zufolge etwa unter Depressionen, Angstzuständen und mit Schizophrenie in Zusammenhang gebrachten Verhaltensweisen.
Die Ergebnisse des Instituts für Neurowissenschaften der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai wurden von chinesischen Medien als Weltpremiere gefeiert. Die Studienautoren erklärten, ihr Verfahren könne bei der Erforschung psychischer Beschwerden beim Menschen helfen, weil gezielt Versuchstiere mit bestimmten Defekten geschaffen werden könnten.
Institutsleiter Poo Muning sagte staatlichen Medien, sein Forschungsteam werde weitere Affen mit verschiedenen Hirndefekten klonen, damit mithilfe von Experimenten an ihnen neue Behandlungsmethoden für psychische Beschwerden beim Menschen entwickelt werden könnten. Das gezielte Herstellen von Affen mit bestimmten Leiden könne auch die Gesamtzahl der Affen verringern, die für derartige Versuche gebraucht werden.
Das selbe Institut hatte vor einem Jahr verkündet, dass es seinen Forscher gelungen sei, erstmals Affen zu klonen. Dabei sei die selbe Methode zur Anwendung gekommen, mit der 1996 auch das Klonschaf Dolly erzeugt worden war.
Dabei wird aus der Eizelle eines weiblichen Tiers der Zellkern mit dem Erbgut entnommen und durch Erbgut eines Spendertiers ersetzt. Der entstehende Klon ist mit dem Spendertier genetisch identisch. Das Klonen von Affen hatte sich aber als deutlich schwieriger erwiesen.
Klonen und absichtliche Erbgut-Manipulationen sind ethisch umstritten. Im November hatte der chinesische Gen-Forscher He Jiankui mit der mutmaßlichen Schaffung gentechnisch veränderter Babys weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte die DNA der sogenannten Designerbabys nach eigenen Angaben so verändert, dass die Kinder vor einer HIV-Infektion geschützt sein sollen.
Abgesehen von den im November geborenen Zwillingsmädchen entstand offenbar ein weiteres Designerbaby: Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete, ist eine von He behandelte Frau schwanger. Gegen He laufen Ermittlungen, er wurde als Universitätsprofessor beurlaubt.
(D. Meier--BTZ)