Ex-Mitarbeiter von "El Chapo": Söhne des Drogenbarons töteten Journalisten
Im US-Prozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán hat ein früherer Untergebener des Kartellchefs dessen Söhnen die Ermordung eines Journalisten vorgeworfen. Javier Valdez habe trotz Drohungen von Guzmáns Sinaloa-Kartell auf der Veröffentlichung eines brisanten Interviews bestanden, sagte Dámaso López Núñez am Mittwoch (Ortszeit) in New York vor Gericht. Der Journalist habe "den Drohungen der Kinder meines Kumpels nicht gehorcht und deshalb haben sie ihn getötet".
Valdez war im Mai 2017 im Alter von 50 Jahren in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa erschossen worden. Er war einer der bekanntesten Journalisten, die zum mexikanischen Drogenkrieg recherchieren. Er gründete die Wochenzeitung "Riodoce de Sinaloa" mit und war freier Mitarbeiter einer französischen Nachrichtenagentur.
López war nach Angaben des US-Justizministeriums Vize-Direktor eines mexikanischen Hochsicherheitsgefängnisses, aus dem "El Chapo" im Jahr 2001 floh. In der Folge schloss sich López Guzmáns Sinaloa-Kartell an. Wenige Tage vor dem Mord an Valdez wurde er festgenommen, vergangenes Jahr wurde er von einem US-Bundesgericht in Alexandria im Bundesstaat Virginia wegen Drogenhandels verurteilt.
López schilderte der Jury in New York, dass sein Name im Zusammenhang mit einer Aktion gegen Guzmáns Kinder von einem anderen Journalisten genannt worden sei. Um diese "völlig falsche" Anschuldigung zu entkräften, habe er Valdez ein Telefoninterview gegeben. Guzmáns Söhne seien dahinter gekommen und hätten Valdez mit Drohungen zum Verzicht auf die Veröffentlichung bewegen wollen.
"Aber er hat es seinen ethischen Vorstellungen entsprechend trotzdem veröffentlicht", sagte López über Valdez. In dem Kreuzverhör äußerte "El Chapos" früherer Getreue außerdem die Vermutung, dass der Kartellchef selbst nichts von der Beteiligung seiner Söhne an dem Journalistenmord gewusst habe.
Guzmán muss sich in New York unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche verantworten und mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe rechnen. Laut Anklage soll das mexikanische Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Der von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitete Prozess gegen Guzmán hatte Anfang November begonnen und ist auf rund vier Monate angesetzt. In Mexiko wurden seit dem Jahr 2000 bereits mehr als hundert Journalisten ermordet. Die meisten Taten wurden nicht geahndet.
(S. Soerensen--BTZ)