Indien: Frau wegen Betretens von Hindu-Tempel von Familie verprügelt
Eine der Frauen, die durch das Betreten eines Tempels in Südindien den Zorn von Hindu-Fundamentalisten auf sich zog, ist nach Tagen im Versteck am Dienstag nach Hause zurückgekehrt und dort gleich von ihrer Schwiegermutter angegriffen worden. Ein Vertreter der Polizei in der Stadt Perunthalmanna, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview, die 39-jährige Kanakadurga habe Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.
Ihre Schwiegermutter hatte demnach mit einem Stockzugeschlagen. Kanakadurga, eine Regierungsangestellte, wurde in ein Krankenhaus der nahe gelegenen Stadt Malappuram gebracht. Dort gab es eine Protestkundgebung mit Sprechchören.
Die Regierungsangestellte hatte am 2. Januar zusammen mit einer anderen Frau den Sabarimala-Tempel im südindischen Bundesstaat Kerala betreten. Während Frauen die meisten anderen Hindu-Tempel in Indien besuchen dürfen, war der Zutritt zum Sabarimala-Tempel für sie über Generationen tabu. Betroffen waren Frauen zwischen zehn und 50 Jahren im gebärfähigen Alter. Obwohl das Oberste Gericht diese Beschränkung im vergangenen September aufhob, wird sie weiter von Hindu-Traditionalisten vehement verteidigt.
Der Tempelbesuch der Frauen löste schwere Unruhen aus. Bei Zusammenstößen zwischen Hindu-Hardlinern und der Polizei wurde ein Mensch getötet. Es gab mehr als tausend Festnahmen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten ein. Die linksgerichtete Regierung in Kerala unterstützt den Zugang von Frauen zu dem Tempel.
(S. Soerensen--BTZ)