Tausende in bayerischen Katastrophengebieten im Schneeräumeinsatz
Zu Beginn der neuen Woche sind in den südbayerischen Schneefallgebieten weiter tausende Helfer im Dauereinsatz gewesen. Sie räumten am Montag Dächer und Straßen, angesichts angekündigter neuer massiver Schneefälle blieb die Lage extrem angespannt. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dankte den Einsatzkräften bei einem Besuch in Berchtesgaden. Sie leisteten seit Tagen "Unmenschliches".
Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) war bis Dienstagabend in exponierten Staulagen der Alpen mit bis zu anderthalb Metern Neuschnee zu rechnen, im Alpenvorland mit bis zu 70 Zentimetern. Angesichts starker Winde warnten die Meteorologen zudem vor Schneeverwehungen, zusätzlich blieb die Lawinengefahr sehr hoch. In dem von der Außenwelt angeschnittenen Allgäuer Wintersportort Balderschwang beschädigte eine Lawine ein Hotel, Menschen wurden nicht verletzt.
In Teilen Südbayerns gilt nach langen und extremen Schneefällen der Katastrophenfall. Viele Straßen sind gesperrt, schwere Schneelasten auf Dächern sorgen für Gefahr. Die angekündigten neuen Schneefälle sollten die Lage noch einmal deutlich verschärfen. Zugleich sollten mildere Temperaturen und Regen in niedrigeren Lagen den gleichen Effekt zu haben. Auch sie machen den Schnee schwerer.
Im benachbarten Österreich blieb die Situation ebenfalls äußerst angespannt. Wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfuhr, waren dort zahlreiche Verkehrswege durch die Alpen gesperrt und viele Dörfer nicht erreichbar. In Faistenau im Flachgau starb laut Polizei ein Arbeiter, als sich beim Freischaufeln eines Gebäudes eine Dachlawine löste und ihn sechs Meter in die Tiefe riss. Zwei weitere Arbeiter wurden bei dem Vorfall vom Montag verletzt.
Neben Feuerwehren und örtlichen Rettungsdiensten waren in Bayern auch Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW), Bundeswehrsoldaten sowie Landes- und Bundespolizisten im Einsatz. Nach Angaben Seehofers beteiligen sich allein im schwer getroffenen Landkreis Berchtesgadener Land derzeit mehr als 200 Bundespolizisten daran, schneebedeckte Dächer und Straßen freizuräumen.
Nach Angaben des Landkreises belief sich die Zahl der Einsatzkräfte dort auf mehr als 1800. Sie räumten demnach bis Montag knapp 500 Dächer. Im Landkreis Miesbach waren waren es den Behörden zufolge 1700, im Landkreis Traunstein 1600 und Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen etwa 840 Helfer. Insgesamt schickte die Bundeswehr bislang 1700 Soldaten, das THW entsandte 1700 Kräfte und die bayerische Landespolizei 500. Auch Feuerwehren aus ganz Bayern waren im Einsatz.
Überall konzentrierten die Helfer ihre Anstrengungen nach Angaben der Behörden vor allem auf die Dächer wichtiger Gebäude der öffentlichen Infastruktur sowie solche Objekte, in denen Menschen oder Tiere in Gefahr waren. Dazu zählten unter anderem ein Kinderkrankenhaus im Gaissach im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Es handle sich um eine "Ausnahmesituation für alle", erklärte der Landkreis Miesbach. Er warnte Wintersportler zudem vor der großen Gefahr durch Lawinen.
Bei seinem Besuch bei den Einsatzkräften in Berchtesgaden lobte Seehofer die gute Organisation aller beteiligten Stellen und Behörden. "Da gibt es keinen Eitelkeiten", sagte der Minister. Die Helfer seien motiviert und kompetent. Er danke im Namen der gesamten Bundesregierung und von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Bundesregierung sei von der Lage "sehr betroffen". In Berlin dankte auch Regierungssprecher Steffen Seibert den Helfern. Diese leisteten "Großartiges".
(N. Nilsson--BTZ)