Lyons Erzbischof nach Schweigen zu Missbrauch womöglich straffrei
In einem Prozess wegen Vertuschung von Missbrauch durch katholische Geistliche im französischen Lyon könnten die Angeklagten straffrei ausgehen: Die Staatsanwaltschaft verzichtete am Mittwoch auf eine Strafforderung für Erzbischof Philippe Barbarin und fünf weitere Kirchen-Verantwortliche. Sie sollen den Missbrauch an jungen Pfadfindern durch einen katholischen Priester gedeckt haben. Die Opfer hatten Kardinal Barbarin zuvor schwer belastet, ein Kläger-Anwalt nannte ihn einen "Lügner".
Die stellvertretende Staatsanwältin Charlotte Trabut argumentierte, dem Erzbischof könne nicht nachgewiesen werden, dass er den mutmaßlichen Missbrauch junger Pfadfinder durch den Pfarrer Bernard Preynat absichtlich verschwiegen habe. Auch unterlassene Hilfeleistung könne ihm nicht zur Last gelegt werden.
Kardinal Barbarin gab in dem Prozess zu Protokoll, er habe ab dem Jahr 2000 nur "Gerüchte" über den Priester gehört, der zwischen 1986 und 1991 Pfadfinder missbraucht haben soll. Erst 2014 habe er von einem Opfer konkret von den Taten erfahren und den Mann ermutigt, zur Polizei zu gehen.
Ein Anwalt der Anklage nannte Barbarin einen "Lügner". Er habe bereits früher vom Ausmaß des Skandals gewusst und zusammen mit anderen Würdenträgern gezielt versucht, diesen zu vertuschen.
Das heute 44 Jahre alte Opfer Alexandre Hezez gab vor Gericht an, er habe Barbarin 2014 umfassend über den Missbrauch durch Priester Preynat informiert, den er im Alter von acht bis elf Jahren habe erleiden müssen. Der Erzbischof habe aber nicht gehandelt und dem Geistlichen erst 2015 den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen untersagt, als die Vorwürfe öffentlich wurden. Dem Priester Preynat steht ein eigenes Verfahren noch bevor.
(F. Dumont--BTZ)