Köln: Polizei geht massiv gegen Rocker vor - Zustände "wie im wilden Westen"
Rockerkrieg in Köln: Nach einer ganzen Serie skrupelloser Revierkämpfe unter Rockerbanden geht die Kölner Polizei nun massiv gegen Schwerkriminelle vor, die bei mehreren Schießereien auf offener Straße zuletzt auch das Leben Unbeteiligter gefährdeten. Die Täter hätten herumgeballert "wie im Wilden Westen", sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob am Mittwoch. Die damit verbundene Gefahr für Passanten sei ihnen "völlig egal".
Jacob zufolge startete die Polizeiaktion gegen rivalisierende Hells Angels- und Bandido-Banden am Mittwoch mit einer Durchsuchung beim Chef der Kölner Bandidos. Der Behördenleiter ließ keine Zweifel an seiner Entschlossenheit, den Tätern das Handwerk zu legen. Denn die Berufskriminellen hätten völlig unkontrolliert Schüsse abgegeben - "und das in der Innenstadt einer Großstadt".
Die Situation in Köln, die der örtliche Kripochef Klaus-Stephan Becker am Mittwoch als "ausgesprochen brisant" bezeichnete, hatte sich am Freitag massiv zugespitzt: Allein an diesem Tag wurden zweimal Schüsse auf offener Straße abgegeben - zunächst in einer Straße am Kölner Hauptbahnhof, Stunden später wurde dann mehrfach auf eine Spielhalle in Köln-Buchheim geschossen.
Nach den Schüssen in der Kölner City nahm die Polizei einen 29-jährigen bewaffneten Rocker fest. Insgesamt zählte die Kölner Polizei in den vergangenen Monaten acht Fälle, in denen bei Auseinandersetzungen offenbar im Rockermilieu Schüsse abgegeben wurden. Dabei gab es mehrere Verletzte - und Becker zufolge war es nur ein "glücklicher Zufall", dass bisher keine Todesopfer zu beklagen waren.
Ausdrücklich betonten die Ermittler, dass die Rockerschießereien von Köln nicht etwa auf ein bundesweite Zunahme der Gewaltbereitschaft in der Szene hindeuten - es handele sich vielmehr um einen "regionalen Kölner Konflikt", sagte Jacob. Der Hintergrund: Offenbar wollen die Kölner Bandidos die Hells Angels beerben. Letztere hatten bei der organisierten Kriminalität in Köln lange das Sagen, sind aber nach zahlreichen Polizeischlägen geschwächt.
Allerdings stellen die Kölner Ermittler auch grundsätzliche Veränderungen in der Rockerszene fest. Rocker entsprechen demnach längst nicht mehr dem Klischee gewaltbereiter Bartträger auf schweren Motorrädern. Die Täter von Köln seien in diesem Sinn keine klassischen Rocker, sagte Jacob. Sie nutzten vielmehr für ihre schwerkriminellen Geschäfte den "Nimbus dieser Gruppen". Und: Viele der sogenannten Hells Angels oder Bandidos hätten "nicht mal einen Führerschein".
(T. Jones--BTZ)