Ein Toter und 15 Verletzte bei Protesten gegen Frauen in Hindu-Tempel in Indien
Bei Protesten gegen den Besuch von zwei Frauen in einem Hindu-Tempel im Süden Indiens hat es mindestens einen Toten und 15 Verletzte gegeben. Bei einer Protestkundgebung der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Regierungschef Narendra Modi sei am Mittwoch ein Mensch von Steinewerfern getötet worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Kerala am Donnerstag. Mindestens 15 weitere Menschen seien bei anderen Zwischenfälle in dem Bundesstaat verletzt worden.
Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen Zutritt zum Sabarimala-Tempel in Kerala verschafft. Unter Polizeischutz betraten die beiden kurz vor Sonnenaufgang heimlich den Tempel, zu dem Hindu-Traditionalisten trotz eines anders lautenden Gerichtsurteils Frauen im gebärfähigen Alter weiter den Zutritt verwehren.
Ihre Aktion sorgte in mehreren Städten für heftige Proteste. Vor dem Parlament in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram lieferten sich gegnerische Gruppierungen gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein. Auch in anderen Städten gab es Proteste. Am Donnerstag wurden zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt, um weitere Gewalt zu verhindern.
Der Sabarimala-Tempel ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben.
Frauenaktivistinnen versuchten seither immer wieder vergeblich, zu dem auf einem Berg gelegenen Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten abgehalten. Dabei kam es bereits im Oktober zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei, mehr als 2000 Menschen wurden festgenommen.
Am Dienstag hatten hunderttausende Frauen eine kilometerlange Menschenkette durch Kerala gebildet, um der Forderung nach Zutritt zu dem Tempel Nachdruck zu verleihen.
(D. Fjodorow--BTZ)