Karvina: Mindestens 13 Tote bei Unglück in tschechischem Bergwerk
Beim schwersten Grubenunglück in Tschechien in den vergangenen rund drei Jahrzehnten sind in einem Steinkohlebergwerk mindestens 13 Bergleute ums Leben gekommen. Zehn weitere Menschen seien bei der Methangasexplosion in einer Zeche in Karvina im Osten des Landes verletzt worden, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma OKD am Freitag. Elf der Toten stammten demnach aus Polen. Polens Präsident Andrzej Duda rief für Sonntag einen nationalen Trauertag aus.
Die Schlagwetterexplosion hatte sich den Angaben zufolge am Donnerstagnachmittag 880 Meter unter Tage ereignet. Der Brand in der Grube war am Freitagmorgen noch nicht gelöscht, wie der OKD-Sprecher Ivo Celechovsky sagte. Die Einsatzkräfte errichteten demnach Barrieren, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Ein Vertreter der tschechischen Bergbauaufsicht sagte, die Unglücksursache sei weiter unklar.
Die Industriestadt Karvina liegt rund 300 Kilometer östlich der Hauptstadt Prag an der Grenze zu Polen. Rettungskräfte hatten bereits am Donnerstag fünf Bergleute tot aufgefunden. Acht weitere wurden zunächst als vermisst eingestuft. Mittlerweile wurden aber auch ihre Leichen gefunden. Ein polnisches Rettungsteam hatte nicht mehr eingreifen können, weil die Temperaturen in der Grube zu hoch waren und die Gefahr weiterer Explosionen bestand.
Zwei der Verletzten wurden in einem Spezialzentrum für Verbrennungen einer Klinik bei Ostrava behandelt, wie eine Krankenhaussprecherin sagte. Einer von ihnen schwebe in Lebensgefahr, der Zustand des anderen sei stabil. Ein weiterer Bergmann wurde mit leichten Verletzungen eingeliefert, sieben Kumpel vor Ort behandelt.
Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis sprach im Kurzbotschaftendienst Twitter von einer "großen Tragödie". Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte nach einem Besuch am Unglücksort in Karvina, er sei "schrecklich traurig". Er versprach den Familien der Toten und Verletzten Hilfe. Auch Babis besuchte den Unglücksort. Tschechiens Präsident Milos Zeman zeigte sich "tief traurig".
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach von einer "Tragödie". EU-Ratspräsident Donald Tusk schrieb beim Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Unsere Gedanken und Herzen sind heute bei euch." Tusk stammt aus Polen.
Die polnischen Bergleute hatten im Auftrag der polnischen Firma Alpex in der tschechischen Zeche gearbeitet, wie der OKD-Sprecher Celechovsky sagte. "Wir sind eine große Familie, es ist eine schreckliche Tragödie", sagte ein tschechischer Bergmann im Fernsehsender Polar TV.
Das Unglück in Karvina ist das schlimmste Grubenunglück in Tschechien seit 1990, als bei einer Methangasexplosion in einem anderen Bergwerk in Karvina 30 Bergleute ums Leben gekommen waren.
(A. Madsen--BTZ)