Türkei: Mindestens neun Tote bei schwerem Zugunglück in Ankara
Bei einem schweren Zugunglück in Ankara sind am Donnerstag mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 80 weitere seien bei der Kollision eines Schnellzugs mit einer Lokomotive am Rande der türkischen Hauptstadt verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Fahrettin Koca im Fernsehen. Der Schnellzug nach Konya war am Morgen in die Lokomotive geprallt, die im Bahnhof von Marsandiz die Gleise kontrollierte.
Der Aufprall war so heftig, dass die Lokomotive schwer beschädigt wurde und mehrere Wagons entgleisten, wie BERLINER TAGESZEITUNG vor Ort erfuhr. Einer wurde demnach komplett zerstört. Der Zug, der laut türkischen Medienberichten mehr als 200 Passagiere an Bord hatte, riss auch eine Fußgängerüberführung im Bahnhof von Marsandiz mit sich, die auf die Wagons stürzte.
Nach Angaben von Verkehrsminister Cahit Turhan waren unter den Toten drei Bahnangestellte, die anderen waren Passagiere. Der 06.30-Uhr-Schnellzug ins zentralanatolische Konya war wenige Minuten nach der Abfahrt am Hauptbahnhof von Ankara mit der Lokomotive kollidiert, die auf dem gleichen Gleis stand. Laut dem Gouverneur von Ankara, Vasip Sahin, kontrollierte sie die Gleise.
Zahlreiche Rettungskräfte bemühten sich auf den von Schnee bedeckten Gleisen, die Toten und Verletzten aus den blau-weißen Wagons zu bergen. Helfer des Türkischen Roten Halbmonds verteilten Decken und Suppe an Überlebende, die sich auf einer Straße nahe dem Unglücksort im Viertel Yenimahalle versammelt hatten. Laut Gesundheitsminister Koca waren von den 84 Verletzten noch 34 im Krankenhaus.
Eine Augenzeugin aus dem Zug sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview, der Passagierzug habe zum Zeitpunkt des Unglücks noch nicht seine Höchstgeschwindigkeit erreicht gehabt. Ein Angehöriger eines Passagiers sagte, mehrere Insassen hätten nach dem Unglück Fenster eingeschlagen, um sich in Sicherheit zu bringen.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und wünschte den Verletzten rasche Genesung. Drei Bahnangestellte seien wegen des Verdachts auf Fehlverhalten festgenommen worden, sagte er bei einer Rede in Ankara. Laut Gouverneur Sahin wurde eine Untersuchung eingeleitet, um die Ursache des Unglücks zu ermitteln.
Die Schnellbahnstrecke von Ankara nach Konya war 2011 vom damaligen Ministerpräsidenten Erdogan eingeweiht worden. Die Türkei arbeitet seit Jahren daran, ihr Bahnnetz zu modernisieren und auszubauen, doch gibt es immer wieder schwere Unglücke.
Erst im Juli waren bei einem Zugunglück im Nordwesten der Türkei 24 Menschen getötet und hunderte verletzt worden. Damals war ein Zug auf dem Weg von Edirne nach Istanbul entgleist, nachdem das Gleisbett bei schweren Regenfällen unterspült worden war. Im Juli 2004 waren zudem 41 Menschen in der nordwestlichen Provinz Sakarya ums Leben gekommen, als ein Schnellzug entgleiste
(L. Pchartschoy--BTZ)