Musik und Kultur: Der Reggae ist ein Kulturerbe der Menschheit
Der Reggae zählt ab sofort zum Kulturerbe der Menschheit: Die Unesco erklärte die unter anderem durch Bob Marley bekannt gewordene Musik aus Jamaika am Donnerstag zum immateriellen Kulturerbe, wie die UN-Kulturorganisation nach einer Sitzung auf Mauritius mitteilte. Die jamaikanische Regierung reagierte euphorisch und sprach von einem "historischen Tag".
Die Unesco-Kommission schrieb zur Begründung, die durch Ikonen wie Bob Marley geprägte Musik aus der Karibik transportiere wichtige Botschaften zu "Fragen der Ungerechtigkeit, des Widerstandes, der Liebe und Menschlichkeit". Sie sei zugleich "sinnlich und spirituell" und ihrer ursprünglichen Rolle als Minderheitenmusik längst entwachsen.
Die jamaikanische Kulturministerin Olivia Grange zeigte sich nach der Sitzung in Port Louis auf Mauritius "sehr glücklich und bewegt", wie sie nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview dazu sagte.
Der Reggae gilt heute als eine der wichtigsten Stilrichtungen der Popmusik und ist durch Hits wie "No woman no cry" oder "Get up stand up" des 1981 verstorbenen Bob Marley geprägt. Heutige Künstler haben die Musik weiterentwickelt, unter anderem zum Dub.
Jamaika hatte seine Bewerbung damit begründet, der rhythmische Stil mit Wurzeln in den 1960er Jahren spiele eine "Schlüsselrolle" im Leben "der gesamten jamaikanischen Gesellschaft" und insbesondere bei der Gemeinschaft der Rastafari. Der Reggae sei ein "kreativer Ausdruck ihrer Glaubensrichtungen, ihrer Hoffnungen und Ziele".
Daneben nahm die Unesco-Kommission auch den irischen Mannschaftssport Hurling auf die Liste der Kulturgüter auf. Er wird mit Schlägern und einem Ball gespielt. Zu den weiteren Neuzugängen gehören die Masken und Kostüme der Raiho-shin-Rituale in Japan sowie Tänze und Gesänge aus Jordanien, die unter dem Namen As-Samer bekannt sind.
Erwartet wurde bei der Unesco noch eine Entscheidung zu einem ungewöhnlichen Antrag der Schweiz und Österreich: Sie wollen ihren "Umgang mit der Lawinengefahr" als immaterielles Kulturerbe anerkennen lassen.
Zuvor hatte die Unesco-Kommission das deutsche Handwerk des Blaudrucks auf die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Auch die Parfumkunst aus der südfranzösischen Stadt Grasse und der koreanische Ringkampf wurden diese Woche anerkannt.
Die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes umfasst bereits mehr als 400 Titel aus Bereichen wie Tanz, Theater, Musik und Handwerk. Anders als bei der Welterbe-Liste der Unesco für Kultur- und Naturstätten geht es um traditionelles Wissen, das von Gemeinschaften in aller Welt weitergegeben wird. Über die Neuzugänge berät die Unesco-Kommission noch bis Samstag.
(A. Williams--BTZ)