Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland leicht gesunken
In Deutschland ist die Zahl von neuen HIV-Ansteckungen im vergangenen Jahr leicht gesunken. Sie ging im Vergleich zu 2016 von rund 2900 auf schätzungsweise 2700 zurück, wie das Bundesgesundheitsministerium und das Robert-Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag mitteilten. Ende 2017 lebten etwa 86.100 Menschen mit HIV-Infektion in Deutschland, schätzungsweise 11.400 wussten demnach nichts von ihrer Ansteckung.
Deutschland gehöre zu den europäischen Ländern mit der niedrigsten Neuansteckungsrate, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Dies sei auf gute Präventionsarbeit und Behandlungschancen zurückzuführen. Der Kampf gegen HIV und Aids sei aber längst nicht beendet. Die Zahl der neuen Ansteckungen müsse weiter gesenkt werden.
RKI-Präsident Lothar Wieler führte den Rückgang insbesondere auf effektive und frühzeitige Behandlungen nach Diagnosen, den Ausbau zielgruppenspezifischer Testangebote und eine allgemein gestiegene Testbereitschaft zurück. Anlass für die Veröffentlichung der aktuellen Zahlen war der bevorstehende Welt-Aids-Tag am 1. Dezember.
Bei den meisten Betroffenen handelt es sich den Angaben zufolge nach wie vor um Männer, die Sex mit Männern haben. Zu dieser Gruppe gehörten etwa 53.100 der schätzungsweise 86.100 Infizierten bundesweit. Dazu kamen rund 11.000 heterosexuelle Männer und Frauen sowie etwa 8100 Drogenabhängige.
Aber auch bei homosexuellen Männern ging die Zahl der Neuinfektionen laut RKI-Schätzungen weiter zurück. Steckten sich 2013 noch rund 2300 von ihnen neu an, waren es 2017 schätzungsweise nur noch etwa 1700. Die Zahl der Neuansteckungen bei Heterosexuellen und Drogenabhängigen schien dem Institut zufolge auf niedrigem Niveau leicht anzusteigen.
In Deutschland starben laut RKI im vergangenen Jahr geschätzt rund 450 Menschen mit oder an einer HIV-Infektion. Seit Auftauchen der Krankheit Ende der 1970er Jahren starben hierzulande Schätzungen zufolge mehr als 30.000 Menschen daran. Die Zahl der Neuinfektionen hatte Mitte der 1980er Jahre mit mehr als 5000 pro Jahr einen Höchststand erreicht und war danach bis zum Ende der 1990er schon einmal auf unter 2000 gefallen.
In den darauffolgenden Jahren stieg die Zahl erneut auf etwa 3000. Seither schwankt sie bei insgesamt sinkender Tendenz um diesen Wert.
RKI-Präsident Wieler unterstrich die große Bedeutung von freiwilligen Selbsttests und niedrigschwelligen Testangeboten im weiteren Kampf gegen HIV. Sobald eine Therapie beginne und die Viruslast stabil absenke, würden keine Übertragungen mehr beobachtet.
Spahn verwies in diesem Zusammenhang auf jüngste Entscheidungen der Bundesregierung. Diese habe den Verkauf von HIV-Selbsttests freigegeben und die Kassen verpflichtet, den präventiven Infektionsschutz durch sogenannte Prep-Medikamente für Risikogruppen zu übernehmen, betonte der Minister. "Deutschland will seinen Beitrag leisten, HIV und Aids endgültig zu besiegen."
(A. Madsen--BTZ)