Schauspieler Jan Josef Liefers: "Nicht ganz Sachsen ist ein Nazinest"
Trotz aller Rechtenaufmärsche fühlt sich Jan Josef Liefers eng mit seiner Geburtsstadt Dresden verbunden. "Nicht ganz Sachsen ist ein Nazinest", sagte der Schauspieler nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview vom Mittwoch. "Dort begegnen einem viele tolle, smarte und freundliche Menschen - die meisten Sachsen sind eher unglücklich, dass die gesamte deutsche Faschoszene ihr Land als Aufmarschgebiet nutzt."
Liefers schilderte, wie seine Oma Hilde im Zweiten Weltkrieg die Zerstörung Dresdens im Keller überlebte - "zusammen mit meiner Mutter, die noch ein Säugling war". "Als meine Oma nach der schlimmsten Nacht wieder ans Tageslicht geklettert war, standen die Häuser links und rechts nicht mehr - meine Oma hat viel um ihre Stadt getrauert."
"Und ausgerechnet in Dresden, zerstört durch einen Krieg, den Faschismus, Nationalismus, Aggressivität und Rassismus erst ermöglicht hatten, werden heute wieder ein paar Hände zum Hitlergruß erhoben - das ist schon traurig", fügte der Schauspieler hinzu.
Aber so schnell lasse sich "das Licht der Vernunft nicht ausknipsen", betonte Liefers. "Wenn jemand heute die Welt rettet, dann sind das die jungen Leute - die Power, die Chuzpe, die Naivität, auch die Selbstüberschätzung der jungen Menschen: All das braucht man, um etwas Schlechtes zu etwas Besserem zu machen - aber ich bin dabei, wenn es darum geht, sie dabei zu unterstützen."
(A. Williams--BTZ)