Guzmán-Anwalt: Sinola-Kartell bestach mexikanische Präsidenten
Mit einem Paukenschlag haben die Eröffnungsplädoyers im US-Prozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán begonnen. Der Anwalt des Angeklagten erklärte am Dienstag, Guzmáns Sinola-Kartell habe den scheidenden mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto und dessen Vorgänger Felipe Calderón bestochen. Verantwortlich dafür sei aber nicht sein Mandant, sagte Strafverteidiger Jeffrey Lichtman vor dem Gericht in New York. Guzmán habe in Wirklichkeit keine Macht im Sinola-Kartell gehabt und "nichts kontrolliert".
Der wahre Schuldige sei der flüchtige Drogenboss Ismael "El Mayo" Zambada, sagte Lichtman. Zambada habe das Kartell kontrolliert und zahlreiche Menschen bestochen - darunter die "Spitze, den derzeitigen Präsidenten Mexikos und den vorherigen". "Mayo kann dafür sorgen, dass Menschen verhaftet werden und dass die mexikanische Armee und Polizei töten, wen er will."
Sein Mandant Guzmán dagegen sei lediglich der "Sündenbock", sagte Anwalt Lichtman weiter. "Warum braucht die mexikanische Regierung einen Sündenbock? Weil sie zu viel Geld bekommt, indem sie von den Chefs der Drogenkartelle bestochen wird."
Ein Sprecher des scheidenden Präsidenten Peña Nieto wies die Bestechungsvorwürfe umgehend als "absolut falsch" zurück. Ebenso äußerte sich Ex-Präsident Calderón: Die Äußerungen des Anwalts seien "absolut falsch", schrieb der Präsident der Jahre 2006 bis 2012 im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Der 61-jährige Guzmán muss sich in New York unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche verantworten. Laut Anklage soll das mexikanische Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Guzmán droht lebenslange Haft. Mexiko hatte ihn im Januar 2017 an die USA ausgeliefert.
(Y. Rousseau--BTZ)