In EU binnen eines Jahres 33.000 Tote durch resistente Bakterien
Mit zehntausenden Toten binnen eines Jahres stellen antibiotika-resistente Bakterien laut einer Studie in der Europäischen Union eine ebenso tödliche Gefahr dar wie die Grippe, Tuberkulose und HIV zusammengenommen. So seien 2015 in der EU mehr als 33.000 Menschen an einer Infektion mit den resistenten Bakterien gestorben, legte ein europäisches Forscherteam am Montag in einer Studie im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" dar.
Damit entsprächen die Folgen dieser Infektionen den Folgen im gleichen Zeitraum "von Grippe, Tuberkulose und HIV zusammen", schrieben die Studienautoren. Die Wissenschaftler hatten Daten zu mehr als einem Dutzend Kombinationen von antibiotika-resistenten Bakterien in ganz Europa ausgewertet und ein Modell zu Infektions- und Todesraten für fünf Erregerarten entwickelt.
Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich 2015 mehr als 670.000 Menschen mit diesen fünf Erregerstämmen infizierten und 33.110 von ihnen in der Folge starben. Nach Angaben des Wissenschaftlerteams sind Kinder unter zwölf Monaten und ältere Menschen ab 65 Jahren besonders gefährdet, an den resistenten Keimen zu sterben.
Besonders hoch waren die Todesraten der Studie zufolge in Italien und Griechenland. Allein in Italien ereigneten sich demnach mehr als ein Drittel der EU-weiten Todesfälle infolge von Infektionen mit antibiotika-resistenten Bakterien.
Die Forscher hoben außerdem hervor, dass fast zwei Drittel der Infektionen im Jahr 2015 in der Umgebung von Krankenhäusern erfolgten. Dies zeige "die dringende Notwendigkeit, antimikrobielle Resistenzen als Problem der Patientensicherheit anzugehen, sowie den Bedarf alternativer Behandlungsoptionen für Patienten mit solchen Infektionen", mahnte das Wissenschaftlerteam.
Durch den zunehmenden Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin sowie in der Tierzucht haben sich in den vergangenen Jahren resistente Bakterien ausgebreitet. Im September hatte ein Wissenschaftlerteam in Australien gewarnt, dass Bakterien, gegen die kein Arzneimittel helfe, auf dem Vormarsch seien.
(L. Andersson--BTZ)