Japanerinnen verlangen nach Skandal um Zulassungstests Entschädigung
Nach einem Skandal um gefälschte Aufnahmetests an einer medizinischen Hochschule in Japan verlangen mehrere Frauen eine Entschädigung. Mehr als 20 abgelehnte Bewerberinnen wollen die private Medizin-Universität in Tokio auf Schadenersatz verklagen, wie ihre Anwälte am Mittwoch mitteilten. Die Hochschule hatte eingeräumt, jahrelang systematisch ihr Aufnahmeverfahren manipuliert zu haben, um die Zahl weiblicher Studenten niedrig zu halten.
Die Frauen, die sich ab 2006 vergeblich an der Universität beworben hatten, verlangen jeweils 100.000 Yen (rund 775 Euro) als Entschädigung für "seelische Qualen". Außerdem soll die Hochschule ihnen die Gebühren für die Aufnahmetests sowie Reise- und Hotelkosten zurückerstatten. Unter den Klägerinnen sind eine Ärztin und Studentinnen, die inzwischen an anderen Medizin-Unis studieren. Einige Frauen haben andere Berufe ergriffen.
Die Klägerinnen können nach Angaben ihrer Anwälte bisher nicht beweisen, dass sie Opfer von Diskriminierung geworden sind. Sie verlangen daher von der Hochschule, ihre Testergebnisse offenzulegen.
Der Skandal war Anfang August durch Medienberichte bekannt geworden. Die Privat-Universität räumte daraufhin ein, weiblichen Bewerbern ab dem Jahr 2006 pauschal Punkte abgezogen zu haben. Am Dienstag wurde das Ergebnis einer unabhängigen Untersuchung vorgelegt, derzufolge die Hochschule 2017 und 2018 rund ein Viertel der Bewerberinnen ablehnte, die aufgrund ihrer Testergebnisse eigentlich einen Studienplatz hätten bekommen müssen.
"Diese Zahlen machen mich sprachlos", sagte die Anwältin Sakura Uchikoshi am Mittwoch. Die Universität hatte sich damit gerechtfertigt, dass japanische Frauen ohnehin meist kurz nach dem Abschluss aus dem Beruf aussteigen, wenn sie heiraten und Kinder bekommen.
Eine Untersuchung der Regierung deckte ähnliche Machenschaften an anderen medizinischen Hochschulen auf. Das Bildungsministerium, das ebenfalls am Dienstag einen Zwischenbericht vorlegte, sagt aber nicht, um welche Universitäten es sich handelt. Vorerst sind auch keine Strafmaßnahmen geplant. Das Ministerium hat die Hochschulen bisher lediglich aufgefordert, ihre Vorgehensweise zu ändern.
Japanerinnen sind im internationalen Vergleich hochgebildet. Die in Japan üblichen langen Arbeitszeiten führen aber dazu, dass viele aus dem Job aussteigen, wenn sie eine Familie gründen. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens in Japan sind Frauen daher unterrepräsentiert. So sind nur etwa 50 der 465 Abgeordneten des Unterhauses Frauen.
(L. Andersson--BTZ)