Österreichische Forscher weisen Mikroplastik in Stuhlproben nach
Nach dem erstmaligen Nachweis von Mikroplastik in menschlichen Stuhlproben haben die Grünen eine drastische Reduzierung des Plastikkonsums gefordert. Ein erster Schritt sei ein Verbot in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten, sagte Grünen-Chef Robert Habeck nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Ebenso überflüssig seien auch zahllose Plastikverpackungen, sagte er weiter und regte eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte an.
Ab 2030 dann sollten alle neuen Kunststoffprodukte in der EU "wiederverwendbar, komplett abbaubar sein oder kosteneffizient recycelt werden können", sagte Habeck.
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Bettina Hoffmann, forderte die Bundesregierung auf, zudem dafür zu sorgen, dass Mikroplastik nicht mehr über Kompost oder Gärreste aus Biogasanlagen in Böden und Gewässer gelangt. Notwendig sei vor aber weitere Forschung über "die Gesundheitsauswirkungen von Plastik in unserem Körper", erklärte sie.
In einer Pilotstudie hatten Wissenschaftler aus Österreich zum ersten Mal Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen entdeckt. Für ihre Studie untersuchten Bettina Liebmann vom Umweltbundesamt und Philipp Schwabl von der Medizinischen Universität Wien acht Probanden aus Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich. Diese mussten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch führen und danach die Stuhlproben abgeben.
Alle Probanden aßen in dieser Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel oder tranken aus PET-Flaschen. Die Mehrheit verzehrte zudem Fisch oder Meeresfrüchte, niemand ernährte sich ausschließlich vegetarisch. Bei allen Stuhlproben entdeckten die Wissenschaftler Mikroplastik in einer Größenordnung zwischen 50 bis 500 Mikrometer. Insgesamt wiesen sie neun verschiedene Kunststoffarten nach - darunter am häufigsten PET und Polypropylen.
Angesichts der geringen Teilnehmerzahl sei es nicht möglich gewesen, einen klaren Zusammenhang "zwischen Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik" herzustellen, erklärte Erstautor Schwabl. Zwar gebe es "erste Anzeichen", dass Mikroplastik den Magendarmtrakt schädigen könne. Doch um die "potenziellen Gefahren" für den Menschen abschätzen zu können, seien weitere Studien notwendig.
Plastikteilchen mit einer Größe von weniger als fünf Millimeter werden als Mikroplastik bezeichnet. Dieses wird als Zusatz in Kosmetikprodukten verwendet, entsteht aber vor allem ungewollt durch Zerkleinerung, Abrieb oder Zersetzung größerer Plastikteile in der Umwelt. Derzeit werden weltweit 400 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Schätzungen zufolge landen zwei bis fünf Prozent davon im Meer, wo der Abfall von Meerestieren aufgenommen wird.
(A. Lefebvre--BTZ)