Früherer Chef der US-Turnvereinigung wegen Missbrauchsaffäre festgenommen
Im Skandal um den sexuellen Missbrauch von Turnerinnen in den USA ist der frühere Chef des nationalen Turnverbands festgenommen worden. Steve Penny sei am Mittwoch in Gatlinburg im US-Bundesstaat Tennessee wegen des Verdachts der Fälschung und Vernichtung von Beweisen festgenommen worden, teilte die Polizei von Tennessee mit. Penny werde nun nach Texas ausgeliefert, wo gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde, sagte Polizeisprecher David Jolley.
Der Ex-Funktionär sei dank einer engen Zusammenarbeit zwischen den Polizeibehörden von Texas und Tennessee ausfindig gemacht worden, sagte Jolley. Dem ehemaligen Funktionär wird vorgeworfen, nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, Dokumente vernichtet zu haben.
Im Zuge der Ermittlungen hätten mehrere Quellen angegeben, dass Penny die Zerstörung der auf der Ranch Karolyi in Texas gelagerten Dokumente angeordnet habe, sagte der Staatsanwalt des texanischen Bezirks Walker, David Weeks.
Die nach dem eisernen Trainerehepaar Karolyi benannte Ranch war bis 2017 das Haupt-Trainingszentrum des US-Turnverbands. Dort hatte Nassar mehrere Turnerinnen sexuell missbraucht, darunter die Olympia-Goldmedaillengewinnerin Simone Biles. Der Sportarzt wurde zu dutzenden Jahren Haft verurteilt.
Penny leitete von 2005 bis zu seinem Rücktritt im Oktober 2017 den US-Turnverband. Mehrere Sportlerinnen hatten ihm vorgeworfen, ihren Vorwürfen gegen Nassar nicht Gehör geschenkt zu haben. Wegen des Missbrauchsskandals kommt der Verband nicht zur Ruhe: Die erst vergangene Woche zur Interims-Verbandspräsidentin berufene Mary Bono trat am Dienstag zurück, nachdem mehrere Opfer von Nassar ihr vorgeworfen hatten, an der Vertuschung der Vergehen beteiligt gewesen zu sein.
(K. Berger--BTZ)