"Neuer Literaturpreis" geht an Autorin Maryse Condé aus Guadeloupe
Die aus dem französischen Überseedépartement Guadeloupe stammende Schriftstellerin Maryse Condé ist mit dem Neuen Literaturpreis ausgezeichnet worden, der in diesem Jahr anstelle des Nobelpreises für Literatur vergeben wird. In ihrem Werk beschreibe Condé in "präziser Sprache" die "Verwüstungen des Kolonialismus und das Chaos nach der Entkolonialisierung", hieß es in der Begründung der Neuen Akademie vom Freitag. Die 81-jährige Preisträgerin zeigte sich in einer Videobotschaft "sehr glücklich" über die Auszeichnung.
Der Preis war im Frühling von 100 schwedischen Autoren, Journalisten und Künstlern als Reaktion auf einen Belästigungs-Skandal in der Schwedischen Akademie ins Leben gerufen worden. Der Skandal um den Ehemann eines langjährigen Akademiemitglieds hatte das Gremium so heftig getroffen, dass in diesem Jahr die Vergabe des Literaturnobelpreises ausfiel.
Preisträgerin Condé wurde im Februar 1937 in der Stadt Pointe-à-Pitre auf der Karibikinsel Guadeloupe geboren und hat bisher etwa 30 Romane veröffentlicht sowie Theaterstücke und Essays geschrieben. Darin beschäftigt sie sich vor allem mit kulturellen und Gender-Themen im historischen Kontext. Sie war bereits mehrmals für den Literaturnobelpreis im Gespräch.
Sie wolle den Preis mit "meiner Familie, mit meinen Freunden und vor allem mit allen Menschen Guadeloupes teilen", sagte Condé nach der Bekanntgabe. Das Land werde sonst "nur erwähnt, wenn es Hurrikane oder Erdbeben gibt", fügte sie hinzu. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von einer Million schwedischer Kronen (97.000 Euro) dotiert und wird am 9. Dezember in Stockholm an Condé überreicht.
Anders als der Literaturnobelpreis, über dessen Vergabe die 18 Mitglieder der Akademie entscheiden, ging der Entscheidung über die Vergabe des neuen Literaturpreises eine langer Prozess voraus. Zunächst erstellten schwedische Bibliothekare eine Liste mit Autoren, aus denen dann fast 33.000 Menschen aus aller Welt vier Kandidaten wählten. Eine Jury entschied sich dann für Condé.
Der Preis werde "nur in diesem Jahr" vergeben, erklärte Alexandra Pascalidou, eine der Gründerinnen der Neuen Akademie. In der engeren Auswahl standen neben Condé auch die vietnamesisch-kanadische Autorin Kim Thuy, der Brite Neil Gaiman und der Japaner Haruki Murakami.
(H. Müller--BTZ)