Besatzung überlebt unverletzt Sojus-Notlandung in Kasachstan
Notlandung wegen einer Antriebspanne kurz nach dem Start zur Internationalen Raumstation (ISS): Die Zwei-Mann-Besatzung einer russischen Sojus-Rakete hat am Donnerstag dank funktionierender Sicherheitssysteme unverletzt überlebt. Der US-Astronaut Nick Hague und sein russischer Kollege Alexej Owtschinin landeten unversehrt in Kasachstan, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos im Kurzmitteilungsdienst Twitter erklärte. "Sie leben, Gott sei Dank", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Die Rakete startete um 10.04 Uhr (MESZ) vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan. Kurz darauf kam es offenbar zu Problemen. "Problem mit Triebwerk, zwei Minuten 45 Sekunden", war die ruhige Stimme von Kommandant Owtschinin zu hören. Es war der zweite Start des 47-Jährigen, der bereits 2016 172 Tage im All war.
Beim Start habe es "wenige Sekunden nach der Trennung der ersten Stufe" ein Problem mit dem Triebwerk gegeben, hieß es in einem Kommentar zum Livestream der US-Raumfahrtbehörde NASA. BERLINER TAGESZEITUNG erfuhr vor Ort, der Start sei zunächst gut verlaufen. "Nach der Trennung der ersten Stufe aber hatten wir den Eindruck, dass es eine Art Blitz gab."
Der Nasa-Kommentator sagte später, die Besatzung sei nach ihrer Notlandung östlich der kasachischen Stadt Scheskasgan in guter Verfassung. Laut der russische Raumfahrtbehörde Roskosmos wurden die beiden Raumfahrer von kasachischen Rettungskräften versorgt.
Roskosmos erklärte, "zum Zeitpunkt des Starts" sei eine "ungewöhnliche Lage" eingetreten, die Rettungssysteme seien aktiviert worden. "Das Notfall-Rettungssystem hat funktioniert, das Raumschiff konnte in Kasachstan landen...die Besatzung lebt", twitterte Roskosmos.
Nach Angaben von Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin wurde eine staatliche Untersuchungskommission einsetzt, um der Pannenursache auf den Grund zu gehen. Bis die Ergebnisse vorliegen, wurden laut Vizeregierungschef Juri Borissow alle weiteren Sojus-Starts ausgesetzt.
In den vergangenen Jahren musste die russische Raumfahrt mehrere Rückschläge verkraften. Dazu zählen der Verlust von Satelliten und 2011 der Absturz eines unbemannten Raumtransporters vom Typ Progress M-12M auf dem Weg zur ISS. Schon damals wurden weitere Starts von Sojus-Raketen vorübergehend ausgesetzt.
Derzeit hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst als erster Deutscher und zweiter Europäer überhaupt das Kommando an Bord der ISS. Zur Crew von Gerst, der im Dezember zurückkehrt, gehören die US-Astronautin Serena Aunón-Chancellor und der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew. Owtschinin und Hague sollten dazustoßen.
Die USA hatten ihr Space-Shuttle-Programm 2011 eingestellt. US-Astronauten konnten seither nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS gelangen. Der Vertrag mit Russland läuft im November 2019 aus. Dann sollen SpaceX und Boeing übernehmen.
(U. Schmidt--BTZ)