Überschwemmungen: Überall Land unter im Ferienparadies Mallorca
Bei unerwartet heftigen Überschwemmungen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Ein Junge wurde am Mittwoch noch vermisst, wie die Rettungsdienste am frühen Abend mitteilten. Unter den Todesopfern waren demnach auch zwei britische Urlauber. Der spanische Wetterdienst gab unterdessen die zweithöchste Unwetterwarnung für die Nachbarinseln Ibiza und Formentera und einen Teil von Katalonien aus, darunter auch Barcelona.
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, es lägen keine Informationen zu deutschen Opfern vor. Das deutsche Konsulat in Palma de Mallorca stehe in engem Kontakt mit den Behörden der Mittelmeerinsel. Eine Sprecherin des Außenministeriums in London bestätigte den Tod zweier Briten.
Heftige Regenfälle hatten am Dienstag Überschwemmungen im Osten der Ferieninsel verursacht, viele Menschen verbrachten daher die Nacht in Notunterkünften. Am schwersten betroffen waren die Ortschaften Sant Llorenç des Cardassar, SIlliot und Arta rund 60 Kilometer östlich von Palma.
Die Heftigkeit des Unwetters überraschte die Behörden: Binnen weniger Stunden fielen rund "220 Liter Regen pro Quadratmeter", wie die Regionalregierung im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Ein Wildbach trat über die Ufer. In Sant Llorenç des Cardassar wurden Autos durch das Hochwasser übereinander geschoben. In den überschwemmten Straßen trieben Matratzen, Möbel und Trümmerteile. Andere Straßen waren mit Schlamm überzogen.
Ein Augenzeuge berichtete der Lokalzeitung "Diario de Mallorca", wie er sich gerade noch durch das Fenster seines Autos retten konnte. "Ich musste rund 500 Meter durch die Sturzfluten schwimmen, bis ich ein Haus erreichte", berichtete Manuel Torrescusa. "Meine Kleider blieben an einem Metallzaun hängen, ich trug kaum noch etwas am Leib."
Die Vize-Bürgermeisterin von Sant Llorenç des Cardassar, Antonia Bauza, sagte: "Unsere Priorität ist es, Überlebende zu finden und Leute zu retten, die zu Hause festsitzen." In ihrem Ort gebe es "viele Ferienhäuser und -wohnungen". Die Rettungsdienste aktualisierten regelmäßig in mehreren Sprachen ihre Twitter-Informationen, darunter auch auf Deutsch.
Mehr als 500 Rettungskräfte und Helfer waren am Mittwoch auf der Baleareninsel im Einsatz. Unterstützt wurden sie von Hubschraubern und Spürhunden. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez betonte bei einem Besuch im Katastrophengebiet die "absolut außergewöhnlichen Umstände des Wetterphänomens von gestern" und versprach den betroffenen Gebieten finanzielle Hilfe. Zu den vordringlichen Aufgaben gehöre es nun, "auf die Sorgen von Angehörigen und Nachbarn einzugehen", sagte Sánchez.
Tennisstar Rafael Nadal, der aus der betroffenen Region stammt, bot an, die Zimmer seiner Sportzentren auf der Insel allen zur Verfügung zu stellen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. Das spanische Königshaus rief "ganz Spanien" zur Solidarität mit den Flutopfern auf.
Die Regionalregierung der Balearen rief eine dreitägige Trauer aus. In Madrid legten die Abgeordneten am Morgen eine Schweigeminute für die Opfer ein. Vergangenes Jahr hatten 13,8 Millionen ausländische Touristen die Balearen besucht. Die Deutschen waren dabei die größte Gruppe, gefolgt von den Briten. Zudem leben viele Ausländer dauerhaft auf den Balearen.
(H. Müller--BTZ)