Ermittlern gelingt im Mordfall Peggy womöglich der Durchbruch
Die Polizei steht im rätselhaften Mordfall Peggy offenbar nach 17 Jahren vor einem Durchbruch. Ein 41 Jahre alter Mann gestand, die Leiche des neunjährigen Mädchens aus Lichtenberg im Jahr 2001 in ein Waldstück in Thüringen gebracht und dort abgelegt zu haben, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Bayreuth mitteilten. Außerdem nannte er den Ermittlern den Namen des mutmaßlichen Mörders.
"Die Ermittlungen schreiten voran", sagte der zuständige Staatsanwalt Daniel Götz zu den neuen Erkenntnissen. Der nun teilgeständige S. war bereits nach dem Verschwinden Peggys 2001 ins Visier der Ermittler geraten, in der vergangenen Woche kam es zu einer erneuten Vernehmung und Sicherung von Beweismitteln gegen ihn. Die neuen Erkenntnisse hatten sich aus wissenschaftlichen Untersuchungen von Spuren vom Fundort der sterblichen Überreste Peggys ergeben. Diese waren 2016 zufällig von einem Pilzsammler gefunden worden.
Der tatverdächtige S. habe angegeben, die Leiche von einem ihm namentlich bekannten Mann übernommen zu haben. Dieser habe ihn angehalten, als er mit dem Auto durch Lichtenberg gefahren sei. Das Mädchen habe dort leblos in einem Bushäuschen gelegen.
S. habe nach eigenen Angaben noch versucht, das Kind wiederzubeleben, sagte Uwe Ebner, Leiter der zuständigen Sonderkommission. Ihre Leiche habe er dann in eine rote Decke gewickelt, in den Kofferraum seines Autos gelegt und in das Waldstück gebracht.
Im Nachgang habe S. wenige Tage später den Schulranzen des Mädchens und deren Jacke bei sich zu Hause verbrannt. Die Polizei hatte in den vergangenen Jahren immer wieder danach gesucht.
Die Polizei wollte aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben dazu machen, wer die Leiche an S. übergeben haben soll. In dem Fall war der geistig behinderte Ulvi K. 2004 bereits wegen Mordes verurteilt worden, dieses Urteil wurde aber 2014 wieder aufgehoben.
Obwohl der Tatverdächtige S. mit dem Mord nichts zu tun haben will, lautet der Vorwurf gegen ihn auf Mord. "Wir ermitteln wegen des Verdachts des Mordes", sagte Götz. Der Tatverdächtige befinde sich aber dennoch nach seiner Vernehmung in der vergangenen Woche auf freiem Fuß. "Haft setzt einen dringenden Tatverdacht voraus, den sehen wir im Moment nicht", sagte der Staatsanwalt.
Sonderkommissionsleiter Ebner sagte, die Ermittler seien überzeugt, nun den Mann gefunden zu haben, der das Kind in einem Waldstück in Thüringen gebracht habe. Der neue Verdacht ergab sich demnach aus zwei Spuren vom Fundort von Peggys Leiche. Eine Pollenkundlerin habe an den sterblichen Überresten von Peggy Pollen von Torf gefunden. Der Polizei sei bekannt gewesen, dass S. am Tattag Pflanzarbeiten durchgeführt habe.
Außerdem fanden sich am Ablageort Farbreste, die in Renovierungsmüll vorkommen. Den Ermittlern sei auch bekannt gewesen, dass der Verdächtige damals umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen habe. Weiter hätten Videoaufzeichnungen aus einer Sparkassenfiliale erhebliche Zweifel an dem bisher behaupteten Alibi des Manns ergeben.
Bei einer Razzia bei S. seien Beweismittel beschlagnahmt worden, die S. konkret benannt habe. Außerdem sei mittlerweile auch das damalige Auto des Manns wieder entdeckt und kriminaltechnisch untersucht worden.
Die Polizei veröffentlichte gleichzeitig einen neuen Zeugenhinweis. Die Ermittler wollen wissen, wer das Auto von S. am Tattag dem 7. Mai 2001 sah, wer S. jemals zusammen mit Peggy bemerkte und wer an oder in dem Auto andere Personen wahrnahm. Hinweise werden mit 30.000 Euro belohnt.
(L. Brown--BTZ)