Studie: Schneebedeckte Flächen in der Schweiz drohen zu verschwinden
Schneebedeckte Berge gehören zur Schweiz wie Käse oder Nummernkonten. Laut einer Studie könnten die schneebedeckten Flächen in dem Alpenland wegen der Erderwärmung allerdings völlig verschwinden. Schon in den vergangenen Jahrzehnten seien die Schneeflächen in den Ebenen wie auch in den Bergen drastisch geschrumpft, rechnen Forscher der Universität von Genf und der UN-Umweltdatenbank GRID in einer vorläufigen Analyse vor.
Die Wissenschaftler nutzten dafür Satellitendaten über die Schweiz der vergangenen 22 Jahre. Demnach beschränkten sich die Gebiete, in denen die Schneefall-Wahrscheinlichkeit bei null bis 20 Prozent liegt, in den Jahren 1995 bis 2005 auf 36 Prozent. Bis 2017 sei ihr Anteil jedoch auf 44 Prozent gestiegen. Dies entspreche einer Fläche von 5200 Quadratkilometern und liege damit "deutlich außerhalb jeder Fehlerquote", erklärten die Wissenschaftler.
Die Gebiete mit "ewigem Schnee", in denen die Schneefall-Wahrscheinlichkeit 80 bis 100 Prozent beträgt, ging hingegen von 27 Prozent in den Jahren 1995 bis 2005 auf 23 Prozent in den Folgejahren bis 2017 zurück. Dies entspricht 2100 Quadratkilometern.
Die Gebiete mit wenig Schnee weiteten sich zunehmend von den Ebenen auf das Jura-Gebirge und die Alpen aus, sagte Gregory Giuliani vom Institut für Umweltwissenschaften der Genfer Universität nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. "Angesichts der Empfindlichkeit von Schnee gegenüber Klimaveränderungen ist klar, dass das Signal, das wir beobachtet haben, im Zusammenhang mit der Klimakrise steht", fügte der Wissenschaftler mit Blick auf die Erderwärmung hinzu.
Giuliani und seine Kollegen wollen ihre Analyse fortsetzen und in einigen Monaten eine Vorhersage machen, wann der Schnee in der Schweiz vollständig verschwunden sein wird. Das Land ist vom Klimawandel besonders stark betroffen. Laut offiziellen Statistiken vom vergangenen Jahr ist die Durchschnittstemperatur in der Schweiz seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1864 um zwei Grad gestiegen. Damit ist der Anstieg mehr als doppelt so groß wie im weltweiten Durchschnitt.
Sollte die globale Durchschnittstemperatur auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ansteigen, könnte dies in der Schweiz bis zum Jahr 2060 einen Temperaturanstieg von weiteren ein bis drei Grad bedeuten. Schon jetzt sind die Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz deutlich spürbar. So schrumpfen die Gletscher und die Trocken- und Hitzeperioden nehmen zu.
(P. Rasmussen--BTZ)