Hille: Prozess um Dreifachmord vor Bielefelder Landgericht begonnen
Wegen dreier mutmaßlicher Morde aus Habgier müssen sich seit Montag zwei Männer aus dem ostwestfälischen Hille vor Gericht verantworten. Der 51-jährige ehemalige Fremdenlegionär Jörg Volker W. und der 24-jährige Bundeswehr-Zeitsoldat Kevin R. sollen laut Anklage zwischen August 2017 und März 2018 einen Nachbarn, einen Mitarbeiter und einen Geschäftspartner von W. getötet und ihre Leichen auf Bauernhöfen versteckt haben.
Im Fall eines Schuldspruchs vor dem Landgericht in Bielefeld droht ihnen lebenslange Haft. Zum Prozessauftakt am Montag wurde lediglich die Anklage verlesen, mögliche Aussagen von W. und R. wurden frühestens für den nächsten Verhandlungstag am 20. September erwartet.
Obwohl R. sich nach seiner Festnahme ausführlich in Polizeivernehmungen äußerte, ist nach den Angaben des Gerichts und seines Verteidigers unklar, ob er dies erneut tun will. Derzeit lehnt er es ab. Laut Gericht stellt W. die Taten "deutlich anders" dar als R., der vor allem W. belastete. Die Richter legten dem jüngeren Angeklagten am Montag nahe, doch noch auszusagen.
W. wohnte mit seiner Ehefau auf einem Gehöft in Hille, R. war eine Art Ziehsohn der beiden und lebte zeitweise mit auf den landwirtschaftlichen Anwesen. Laut Anklage sollen die beiden Männer gemeinsam zunächst einen alkoholkranken 72-jährigen Nachbarn von W. sowie einen bei W. beschäftigten 64-jährigen Hilfsarbeiter ermordet haben, um deren Sozialleistungen zu kassieren und ihren Besitz zu erlangen. Die Leichen versteckten sie, später vergruben sie sie auf W.s Hof.
W. habe sich "aufgrund seiner eigenen finanziell angespannten Lage" zu den Taten entschlossen, sagte Staatsanwaltschaft Christopher York bei der Verlesung der Anklageschrift. R. habe sich aber aktiv daran beteiligt. Beide Opfer seien durch brutalste Schläge mit Steinen auf den Kopf attackiert und massiv getreten worden. Teilweise wurden die Männer auch eine Kellertreppe hinabgestoßen und mit einem Messer traktiert. Sie starben jeweils an ihren massiven "Vielfachverletzungen".
Im März ermordeten die beiden laut Anklageschrift dann einen 30-jährigen Geschäftspartner von W., der diesem 5000 Euro für eine angebliche gemeinsame Firma gegeben hatte und auf Einhaltung der Abmachung drängte. Sie erschlugen ihn bei einem Treffen auf dem Bauernhof des zuvor getöteten Nachbarn mit Hämmern. Da dessen Angehörige von der Verabredung wussten und den 30-Jährigen als vermisst meldeten, wurde die Leiche dort gefunden. Das führte die Polizei auch zu den anderen Leichen.
W. und R.wurden im März festgenommen. W. befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht, Spezialkräfte der Polizei fassten ihn in Bayern. Nach Angaben des Gerichts sollen er und R. von psychologischen und psychiatrischem Sachverständigen begutachtet werden. W. sprach demnach bereits mit einem Experten und äußerte sich dabei auch zu den Taten. R. lehnte dies ab.
Der Prozess findet unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Zum Auftakt kamen zahlreiche Verwandte des 30-jährigen Opfers, teils in schwarzer Trauerkleidung und mit Ansteckern mit einem Foto des Toten. Zu Beginn und zum Ende des ersten Verhandlungstags gab es einzelne "Mörder"-Rufe.
In dem Verfahren würden sich "menschliche Abgründe" auftun, sagte einer der Anwälte der als Nebenkläger auftretenden Angehörigen, Samir Omeirat. Die zwei Angeklagten hätten "besonders verwerflich" gehandelt. Für ihn stehe daher auch Sicherheitsverwahrung im Raum.
(O. Karlsson--BTZ)