Zeckenforscher erwartet stärkere Ausbreitung des FSME-Virus im Norden
Ein Zeckenforscher befürchtet die Ausbreitung des durch die Tiere übertragenen FSME-Virus auch in Norddeutschland. "Wir sehen bereits jetzt, dass sich das FSME-Virus weiter in den Norden ausbreitet und es eine Tendenz auch in Richtung Nordwesten gibt", sagte Zeckenexperte Gerhard Dobler nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview" vom Montag. Die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, dass mit größeren Veränderungen nicht zu rechnen sei, teile er nicht.
Die weitaus meisten Erkrankungsfälle seien auch im Jahr 2017 in Süddeutschland aufgetreten, sagte der Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Immer wieder hätten sich jedoch auch Menschen in privaten Gärten in Berlin, in Stadtparks in Mecklenburg-Vorpommern und auch an der niedersächsisch-niederländischen Grenze angesteckt.
"Die Entwicklung bleibt regional sehr unterschiedlich", hob Dobler hervor. So sei die Zahl der FSME-Erkrankungsfälle in Unterfranken, in Hessen, im Odenwald und auch im nördlichen Baden-Württemberg sogar deutlich zurückgegangen. "Momentan wissen wir nicht, was die Ursache dafür ist, dass die FSME da praktisch verschwindet", räumte der Forscher ein.
Generell könne gesagt werden, dass in Deutschland die gefährliche Hirnhautentzündung seit wenigen Jahren bevorzugt auch in Regionen neu auftrete, die mit 600 bis 700 Meter etwas höher liegen.
Zecken sind Hauptüberträger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer viralen Hirnhautentzündung. Neben der FSME, die auch tödlich enden kann, kann der gemeine Holzbock auch die Borreliose übertragen. Während es für die FSME eine vorbeugende Impfung gibt, steht für die Borreliose kein Impfstoff zur Verfügung. Infektionen können aber mit Antibiotika behandelt werden.
Als FSME-Risikogebiete gelten aktuell 156 Kreise in Deutschland. Dazu zählen fast ganz Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen und des Saarlands.
(A. Madsen--BTZ)