Naumburger Dom und Wikingerstätte Haithabu sind Unesco-Welterbe
Deutschland hat zwei neue Unesco-Welterbestätten: Die UN-Kulturorganisation nahm am Sonntag den Naumburger Dom im dritten Anlauf in die Liste des Weltkulturerbes auf, wie die Deutsche Unesco-Kommission in Bonn mitteilte. Zuvor hatte das Welterbekomitee auf seiner Sitzung im Golfemirat Bahrain bereits die Wikingerstätte Haithabu und die Befestigungsanlage Danewerk in Schleswig-Holstein zum Weltkulturerbe erklärt. Damit hat Deutschland jetzt insgesamt 44 Welterbestätten.
Der Naumburger Dom wurde in der Zeit zwischen 1213 und etwa 1250 errichtet. Er zählt mit dem Kreuzgang, dem Domgarten und den umliegenden Kuriengebäuden zu den bedeutendsten Kathedralbauten des Hochmittelalters. Weltbekannt ist er vor allem für die zwölf steinernen Stifterfiguren eines namentlich nicht bekannten Bildhauers, darunter das Abbild der Uta von Naumburg.
Das Welterbekomitee würdigte die künstlerischen Qualitäten des Doms, die Einblick in Kunst, Architektur und Technologie seiner Zeit geben. Die Aufnahme in die Welterbeliste unterstreiche, "dass der Naumburger Dom ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft ist", erklärte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission. "Er steht in einer Reihe mit den Kathedralen von Amiens in Frankreich, Modena in Italien und Burgos in Spanien."
Zuvor war der Naumburger Dom bereits zweimal für die Liste nominiert, erst eine Überarbeitung des Antrags führte nun zum Erfolg. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte in Magdeburg, damit festige Sachsen-Anhalt seinen Ruf "als DAS Welterbeland". Er erwartet vom positiven Votum für Naumburg nun "neue Impulse für den Kulturtourismus".
Bereits am Sonntag war der Archäologische Grenzkomplex Haithabu und Danewerk in Schleswig-Holstein in die Welterbeliste aufgenommen worden. Das Komitee würdigte die Stätte als "einzigartiges Zeugnis der Wikingerzeit und ihrer kulturellen Traditionen".
Haithabu ist ein historischer Wikinger-Handelsplatz an der Schlei bei Schleswig, das rund 30 Kilometer lange Danewerk eine mit der Siedlung verbundene Befestigungsanlage aus dem Mittelalter. Sie bildeten etwa zwischen dem achten und elften Jahrhundert die Südgrenze des Königreichs Dänemark und sind heute das größte archäologische Denkmal aus der Zeit der Wikinger.
Böhmer erklärte, jetzt gelte es, "Haithabu und das Danewerk als Erbe der Menschheit zu erhalten und Menschen auf der ganzen Welt die Geschichte dieses herausragenden Ortes zu erzählen".
Auch die Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), würdigte die Aufnahme beider Stätten in die Welterbeliste. Sie sprach von einer "tollen Auszeichnung" für Naumburg. Haithabu und Danewerk wiederum füllten "eine Lücke auf der Welterbeliste". Archäologische Stätten seien darin "unterrepräsentiert, insbesondere im Nord- und Ostseeraum".
Das Welterbekomitee erklärte am Wochenende weltweit weitere Stätten zum Weltkulturerbe, darunter den Fabrik- und Wohnkomplex der Olivetti-Werke im norditalienischen Ivrea sowie die mehr als tausend Jahre alte Kalifenstadt Medina Azahara im Süden Spaniens.
Aufgenommen wurden auch eine Reihe vorislamischer archäologischer Stätten im Iran, die viktorianisch-gotischen und Art-Deco-Gebäude in der indischen Metropole Mumbai, zwölf christlich geprägte Orte in Japan und sieben buddhistische Bergtempel in Südkorea. Das Unesco-Welterbekomitee entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste. Dort stehen derzeit 1086 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.
(A. Lefebvre--BTZ)