Unesco nimmt Olivetti-Werke und spanische Kalifenstadt in Welterbeliste auf
Die UN-Kulturorganisation Unesco hat am Sonntag weitere Stätten in Europa zum Welterbe erklärt. Das zuständige Unesco-Komitee verlieh den begehrten Titel an den Fabrik- und Wohnkomplex der Olivetti-Werke im norditalienischen Ivrea sowie an die mehr als tausend Jahre alte Kalifenstadt Medina Azahara im Süden Spaniens. Eine Entscheidung über einen französisch-belgischen Antrag, Kriegsgräber aus dem Ersten Weltkrieg zum Kulturerbe zu erklären, verschob das Komitee.
Die Olivetti-Industriestadt wurde zwischen 1930 und 1960 vom italienischen Unternehmer und Politiker Adriano Olivetti errichtet. Mit ihren Wohn- und Produktionsgebäuden sei die Stadt ein "beispielhaftes soziales Projekt", erklärte das Unesco-Komitee bei seiner Jahrestagung in der bahrainischen Hauptstadt Manama. "Ivrea zeigt eine moderne Vision des Verhältnisses von Industrieproduktion und Architektur."
Mit der Kalifenstadt Medina Azahara nahe dem südspanischen Córdoba würdigte das Komitee ein wichtiges Zeugnis der arabisch-islamischen Herrschaft über Andalusien. Die im Jahr 936 gegründete Stadt vermittle ein "tiefes Verständnis der westlichen islamischen Zivilisation von al-Andalus auf der Höhe ihrer Prachtentfaltung".
Die ummauerte Stadt diente dem andalusischen Kalifen als Residenz und als Ort für den Empfang von Gästen. Die berühmte Moschee der Stadt war im 13. Jahrhundert nach der Eroberung durch die katholische spanische Monarchie zur Kathedrale umgewidmet worden.
Eine belgisch-französische Initiative hatte sich bei der Unesco zudem dafür stark gemacht, 139 Militärfriedhöfe und Gedenkstätten aus dem Ersten Weltkrieg als Welterbe anzuerkennen. Die Prüfung des Antrags sei aber auf 2021 verschoben worden, erklärten die Initiatoren. Grund sei, dass die Mahnmals-Thematik für das Kulturerbe-Konzept noch neu sei.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte zuvor gegenüber der Unesco Bedenken geäußert: Einige der Gedenkstätten seien auch im Zweiten Weltkrieg als Schlachtfeld benutzt worden, erklärte das Zentrum. In den dortigen Gräbern könnten auch "Nazi-Mörder" liegen, die nicht geehrt werden dürften. "Das Wiesenthal-Zentrum besteht darauf, dass kein Nazi-Kriegsverbrecher unter den Geehrten ist", erklärte die Institution, die sich gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzt.
Bereits am Samstag hatte das Unesco-Komitee auch Wikingerstätten in Norddeutschland zum Kulturerbe erklärt. Der Dom St. Peter und Paul in Naumburg in Sachsen-Anhalt war von Deutschland ebenfalls für das Weltkulturerbe vorgeschlagen worden. Eine Entscheidung darüber stand am Sonntag noch aus.
(A. Williams--BTZ)