Favela-Bewohner in São Paulo feiern "ihren" Stürmer Gabriel Jesus
Der 2:0-Sieg Brasiliens gegen Costa Rica bei der Fußball-Weltmeisterschaft hat in der Favela Jardim Peri in São Paulo einen Freudentaumel ausgelöst. Das Armenviertel ist die Heimat des gefeierten brasilianischen Nationalspielers Gabriel Jesus, der in Russland erstmals an einer WM teilnimmt. In der Bar von Gisele Xavier versammelten sich am Freitag die Freunde und ehemaligen Nachbarn des Fußballstars, viele von ihnen trugen handsignierte T-Shirts mit dem Konterfei des Stürmers.
Vor vier Jahren hatte Jesus die in seiner Heimat ausgetragene Fußball-WM noch als Zuschauer verfolgt - und in seiner Favela geholfen, die Straßen in den Nationalfarben Grün und Gelb zu tünchen. Heute zählt der 21-Jährige zu den Stars der Seleção, der brasilianischen Nationalmannschaft. In der "Bar da Gisele" waren am Freitag alle Augen auf Jesus gerichtet. Als der Spieler mit der Nummer neun in der 25. Minute auf das Tor schoss und einen Treffer erzielte, spielten die Zuschauer verrückt - doch wegen eines Abseits wurde das Tor nicht gezählt.
Jesus schaffte, wovon viele Jungen in den Favelas träumen: den Aufstieg vom Straßenkicker zum Fußball-Star. "Stellt Euch vor, wie das ist, aus dem Viertel herauszukommen und Nummer neun der Seleção zu werden", sagte sein ehemaliger Nachbar Ze Moa. "Für uns ist das eine riesige Freude." Auch Ellon Ferreira, ein Freund von Jesus, schwelgte im Glück: "Wer hätte gedacht, dass er so weit kommt?"
Als im fernen St.Petersburg der Schlusspfiff ertönte, erhellte ein Feuerwerk den Himmel über der Favela Jardim Peri. Aus den Lautsprechern dröhnte eine Hymne auf Jesus - vom Jungen, der einst "Fußball auf dem Schulhof" spielte und nun mit Superstar Neymar auf dem Platz steht.
(K. Petersen--BTZ)